„Militär steht unter Druck“

Zivilklausel Die Universität lässt über Sicherheitspolitik diskutieren

■ 48, ist Co-Direktor des Instituts für interkulturelle Studien an der Uni Bremen.

Herr Schlichte, Sie sprechen heute an der Universität über Sicherheitspolitik. Was ist das?

Klaus Schlichte: Im Moment ist schwer zu definieren, wo Sicherheitspolitik anfängt und aufhört. Das Militär steht wie alle Akteure unter dem Druck begründen zu müssen, warum man Geld für es ausgeben soll. Deshalb ist es auf der Suche nach Problemen, die seine Tätigkeit legitimieren.

Also so etwas wie „der Krieg gegen den Terror“?

Ja, aber auch Dinge wie Ressourcenzugang und Ernährungssicherheit, Trinkwasser. Solche Bereiche werden zu sicherheitspolitischen Themen gemacht.

Dekane der Bremer Uni wollen die Zivilklausel neu fassen, weil das Militär heute auch zur Friedensschaffung und -sicherung eingesetzt wird. Was sagen Sie dazu?

Ich persönlich glaube nicht, dass wir in einer so wahnsinnig friedlichen Welt leben und jede militärische Entwicklung den Frieden fördert. Die Produktion von Gewaltexpertise ist nicht kontrollierbar. Ich sehe allerdings nicht, warum Satelliten automatisch als Rüstungstechnik bezeichnet werden müssen.

Die Uni sollte also die Klausel überarbeiten, wie es der Chef de Satellitenkonzerns OHB gefordert hat?

Ich glaube nicht, dass man die Klausel überarbeiten muss, um die OHB- Professur annehmen zu können. Man kann nicht sagen, dass da automatisch eine militärische Produktion entstehen wird. wenn man das soweit fasst, ließe sich das auch von der Forschung über Wasserzugang sagen, auch da produziert man Herrschaftswissen, das strategisch relevant werden kann. So etwas lässt sich nur über eine offene Debatte regeln. In einer Universität, die dem Einzelnen so wenig Verantwortung zutraut, dass sie das alles ausschließen möchte, möchte ich nicht arbeiten. Interviw: cja

Diskussion: Uni, GW 1, Raum B 0080, 16.15 Uhr