Grüne gegen Tierverbrauch

WISSENSCHAFT Biologie-Studierende an der Universität sollten keine Ratten sondern Regenwürmer sezieren, findet die Politikerin Silvia Schön. Die Argumentation der Uni kann sie nicht nachvollziehen

Den Umgang mit dem Thema Tierverbrauch an der Bremer Universität kritisiert die wissenschaftspolitische Sprecherin der Bremer Grünen, Silvia Schön. Sie sei „entsetzt“ darüber, dass die Zahl der zu Studienzwecken getöteten Tiere in den vergangenen Jahren nicht ab- sondern sogar zugenommen habe, sagte Schön gestern, nachdem der Senat auf eine parlamentarische Anfrage von ihr entsprechende Daten veröffentlicht hatte (taz berichtete). Danach wurden im vergangenen Jahr 92 Ratten, 68 Amphibien und 70 Fische in Seminaren getötet und seziert. Vier Jahre zuvor waren es nur sechs Ratten und 25 Amphibien.

Alternativen wie die Arbeit mit Computerprogrammen werden erst seit diesem Jahr angeboten – und auch nur Lehramtsstudierenden. Die Universität begründet dies in dem Senatspapier damit, dass ihre AbsolventInnen „hinreichend praktisch ausgebildet sein müssen“ und sich „im Sinne des forschenden Lernens am Organismus selbst ein Bild machen“ müssten. Weiter heißt es: „Zum Verständnis der Organisation von Organismen sowie der Reproduktion, der stofflichen Regulation und der Verarbeitung von Umweltreizen, ist wohl unerlässlich, sich exemplarisch an einzelnen Organismen die Organisation des Körpers zu erarbeiten.“

Silvia Schön, die selbst Biologie studiert hat, hält diese Argumentation für nicht stichhaltig. „Ich verstehe nicht, warum man diese Versuche dann ausgerechnet mit Wirbeltieren machen muss“, sagte die Politikerin. „Um einen Organismus und seine Reaktionswege zu verstehen, kann man auch einen Regenwurm sezieren.“ Sie verwies auf das deutsche Tierschutzgesetz, in dem Versuche „an sinnesphysiologisch höher entwickelten Tieren, insbesondere warmblütigen Tieren“ nur gestattet sind, wenn „Versuche an sinnesphysiologisch niedriger entwickelten Tieren für den verfolgten Zweck nicht ausreichen“. EIB