heute in bremen
: „Pathos ist nichts Schlechtes“

Nina Kupczyk performt im Radio-Sendesaal W. A. Mozarts Genie und Leben multimedial

taz: Frau Kupczyk, „Des Kindes Mozart@Sotto voce. in der Nacht“ ist ein ziemlich komplizierter Titel. Wie ist es dazu gekommen?

Nina Kupczyk (Autorin): Ich gehe beim Schreiben immer von einem bestimmten Satz aus. Das war in diesem Fall diese sanfte Stimme des Kindes Mozart. „Sotto voce“ bedeutet ja sanfte Stimme. Im Stück ist sie eine eigene Rolle – ein Erzähler oder eher Prophet, der die Entwicklung kommentiert und am Schluss als Arzt spricht, was alles getan hätte werden können, damit Mozart nicht so jung hätte sterben müssen.

Als Arzt mit dem Wissen des 21. Jahrhunderts?

Ja. Das ist ein ziemlich merkwürdiger Schlusskommentar, über den man geteilter Meinung sein kann. Er führt eine Metaebene ein: Das soll unser kleiner Blumenstrauß sein, sagt der Arzt am Ende, den wir an dein unbekanntes Grab legen.

Hui. Das klingt aber pathetisch…!

Es ist ein provokativer Schluss, keine Frage. Ich finde aber: Pathos ist nichts Schlechtes. Das hat nur einen negativen Beiklang bekommen. Eigentlich heißt Pathos Ausdrucksfülle.

Ist der Mythos Mozart nicht zu abgedroschen, um daraus noch ein Stück zu machen?

Ich schreibe völlig unabhängig von Modeerscheinungen. Mozart war für mich schon als Kind immer eine wichtige Figur, damals dachte ich, der Name rühre irgendwie von Mond her: Er ist für mich einfach der Ausnahmemensch, weil er diese unglaubliche Dynamik hat, immer wie kurz vor dem Verbrennen, auch diese Albernheit, und den wahnsinnigen Ausdruckswillen, in einer unglaublichen musikalischen Präzision.

Und wie wird daraus ein Stück?

Es ist ein Grenzgang zwischen der historischen Figur und der heutigen Zeit: Es gibt Schauspiel-Elemente, meine eigenen Gedichte, die ich auch selbst rezitiere, selbst gedrehte Filme und eben die Stimme.

INTERVIEW: Benno Schirrmeister

„Des Kindes Mozart@Sotto voce. in der Nacht“, 20 Uhr Sendesaal