SOUNDTRACK

Dass sie bisweilen im südkalifornischen Hip-Hop-Untergrund als „dumme weiße Rapper, die Hip-Hop im Einkaufszentrum gehört haben“ verunglimpft werden, schreibt Ugly Duckling Andy „Andycat“ Cooper der „extrem seltsamen Wahrnehmung“ der Bezeichnenden zu. Dem überwiegend klischeehaften Gangster-Rap-Mainstream ihrer Heimat Long Beach fühlen sich Andy und die anderen beiden hässlichen Hip-Hop-Entlein Dizzy „Diz“ Dustin und DJ Young Einstein (Foto) aber auch selbst nicht wirklich zugehörig. Statt auf goldene Namensplaketten für ihre Autos und Haie als Haustier konzentrieren sich die Leftcoast-Rapper lieber auf die Basics der Rapmusik und die gute alte Schule: Turntablism und MCing. Und vor allem dank des Ausnahme-Plattenkratzers gelingt das ausgesprochen überzeugend. Hier kann man wirklich mal mit gutem Gewissen von freshen Beats und Unmengen von guten Ideen schreiben. Und von ansteckender guter Laune – ausgelassen wird’s heute Abend im Kulturhaus 73. Und wem das zu bunt wird, der geht natürlich ein Stockwerk höher in den taz salon. Do, 10. 11., 20 Uhr, Kulturhaus 73, Schulterblatt 73

Dem Mund des Ex-Hamburger Schule-Primus Jochen Distelmeyer höchstselbst entstammt der bekannteste Satz über die ebenso notorisch wie unverdient über die üblich verdächtigen Kreise hinaus unbekannte Berliner Band Mutter: „Später werden Leute sagen: Das hat kein Schwein wahrgenommen – das ist aber das Geilste gewesen.“ Gesagt hat Distelmeyer den gewichtigen Satz in Antonia Ganz’ Film „Wir waren niemals hier“, den sie vor vier Jahren über das Phänomen Mutter gedreht hat. Denn die prägt seit 25 Jahren mit ihrem ganz eigenen wuchtig-schleppenden Stil nicht nur die deutsche Musiklandschaft nachhaltig: Thurston Moore zum Beispiel hat deren Vorgängerband Camping Sex und ihr 1985er-Album „1914!“ einst als großen Einfluss auf seine später noch viel einflussreicheren Sonic Youth genannt. Heute Abend kann man sich noch mal im Hafenklang anfixen lassen. Do, 10. 10., 21.30 Uhr, Hafenklang, Große Elbstraße 84 ROBERT MATTHIES