Stimmzettel statt Wahlcomputer

betr.: „Wahlcomputern droht die Abwahl“, taz vom 25. 10. 07

Auch wenn ich es in der Bundesrepublik derzeit nur der NPD zutraue, Wahlergebnisse fälschen zu wollen, wäre es ein unverzeihlicher Fehler, die Möglichkeit dafür zu schaffen.

Wahlcomputer setzen volles Vertrauen in die Demokratiefähigkeit des Wahlveranstalters voraus. Sehen wir uns doch mal um: Die Welt ist voll von Regierungen, die so einen Wahlcomputer missbrauchen würden und die Geschichte auch. (In Deutschland ist das nicht einmal 20 Jahre her. Ja sogar in den USA sind Wahlergebnisse angezweifelt worden.)

Die Physikalisch-Technische Bundesanstalt muss auch nicht unter jeder Regierung zuverlässig bleiben. Denken wir nur an einen kräftig gekürzten Etat, schon ist so etwas kaum noch mit der ausreichenden Sorgfalt zu machen. Ob ein einzelnes Gerät manipuliert ist oder Stimmabgaben zeitlich protokolliert (was zusammen mit einer Überwachungskamera das Wahlgeheimnis aufhebt), lässt sich von Wahlhelfern und Wählern nicht erkennen, allenfalls Wahlbeobachter könnten Wahlcomputer überprüfen, der Aufwand ist aber exorbitant groß und deswegen nur stichprobenartig realistisch.

Der Aufwand, Stimmzettel auszuzählen, ist auf jeden Fall kleiner. Wahlzettel sind auf den ersten Blick unmodern, umständlich und langsam. Bei einer öffentlichen Auszählung ist aber jeder Wahlberechtigte in der Lage, das Ergebnis seines Wahllokales zu kontrollieren. Dann kann jeder Wahlberechtigte überprüfen, ob die Summen richtig übertragen wurden, sowie die veröffentlichen Summen aufaddieren und die Sitzverteilung nachrechnen. Wenn ich dem Wahlveranstalter nur ein bisschen misstraue, werde ich das auch machen, versprochen! Immerhin ist das einer der elementarsten Grundpfeiler der Demokratie überhaupt! AUREL JAHN, Darmstadt