Sprengstoff und Schleudern gefunden

RAZZIA In Bückeburg durchsucht die Polizei mehrere Wohnungen von Neonazis und findet so einiges

Die Razzia war erfolgreich. In Bückeburg hat die Polizei am Dienstag mehrere Wohnungen von Anhängern der „Autonomen Nationalisten“ durchsucht. Die Beamten stellten Präzisionsschleudern mit Stahlkugeln und Sprengmittel sicher. „Das staatliche Eingreifen war dringend geboten“, sagt Pia Zimmermann, Landtagsabgeordnete der Linkspartei in Niedersachsen.

In der Region seien die militanten Neonazis schon viel zu lange kaum von der Landespolitik wahrgenommen worden, sagt Zimmermann. Auch die Grünen sorgten sich wegen den Übergriffen auf antifaschistische Jugendliche im Landkreis Schaumburg. Auf eine Anfrage der Linken räumte das Innenministerium ein, dass alleine vom 1. 4. 2010 bis 31. 3. 2011 rund 46 Straftaten mit rechtsradikalem Hintergrund im Landkreis registriert wurden.

Drei Jugendliche hinter den nüchternen Zahlen sind Paco, Martin und Nicole – alle 20 Jahre alt (Namen geändert). Im Juli knallte in Pacos und Nicoles Wohnzimmerfenster eine Stahlkugel. „Da war ein lautes Bämm“, erzählte Nicole damals der taz. In die Wohnung waren sie gezogen, weil Neonazis zuvor bei ihrer alten Adresse randaliert hatten. Im Dezember 2010 wurde Martin von vier Neonazis verprügelt. Er erlitt einen Nasenbeinbruch und verlor Zähne. „Die traten auf meinen Kopf ein“, sagte er.

An die 30 Personen sollen die AN vor Ort bilden – meist recht junge Neonazis. Bei allen Beschuldigten im Alter von 17 bis 19 Jahren war die Polizei am Dienstag fündig geworden. „Große Mengen von gefährlichen Knallkörpern aus osteuropäischer Produktion wurden beschlagnahmt“, sagt Polizeisprecherin Gabriela Mielke. Sie enthielten ein Vielfaches der in Deutschland zulässigen Menge an explosionsfähigem Gemisch und seien deshalb extrem gefährlich. Ihr Besitz verstoße gegen das Sprengstoffgesetz. ANDREAS SPEIT