Entspannung: Musikalisches Füßehochlegen mit Wosimski

„Could be anywhere“ ist der Titel des Debütalbums von Christian Wosimski, das der Berliner Gitarrist weitgehend im Alleingang eingespielt hat, und weitgehend ist das ein Instrumentalalbum geworden. Nur bei zwei Titeln wird gesungen, in durchaus proper gemachten Pink-Floyd-Erinnerungen, die aber doch vernachlässigbar sind, weil man die so ähnlich auch anderswo hören könnte, anywhere. Aber das gehört eben mit zum Programm von Wosimski, der in sein Album einfach mal alle seine musikalischen Liebschaften hineingepackt hat. So reiht sich an eine Art Wohlfühlpostrock zum Auftakt eben die Pink-Floyd-Anmutung, danach kommt ein fast schon trotzig unmodischer Bluesrock im feisten 70er-Jahre-Design, der von einem sonnigen Akustikgitarrenstück mit ein paar atmosphärischen Tupfern drumherum abgelöst wird … Hört her, sagt einem Wosimski mit seinem Album also erst einmal: Das alles mag ich, und das alles kann ich. Was man nicht unbedingt alles so genau wissen wollte. Aber schön ist doch, dass der Musiker einen dabei jedenfalls nie mit ausgestelltem Virtuosentum belästigen will.

In einem ruhigen Puls geht das dahin, und nachdem mit den ersten Titeln die musikalische Bandbreite abgeschritten ist, wird die auch wieder eingeklappt, und über die längere Reststrecke des Albums widmet sich Wosimski schließlich einer gar nicht so kleinen Aufgabe: dem Update einer Entspannungsmusik nämlich, wie sie mal Michael Rother mit seinem Kuschelkrautrock-Hit „Flammende Herzen“ gelungen ist.

Auch Wosimski macht das recht geschickt mit dem wohlproportionierten Schönklang. Auf Schroffes und Harsches wird generös verzichtet. Eine Musik zum Füßehochlegen. Kann man sich am Samstag, 21 Uhr, auch in der Vesperbar Brut, Torstraße 68, gönnen, wenn dort „Could be anywhere“ vorgestellt wird. TM

■ Wosimski: „Could be anywhere“ (Mayolove Music/Rough Trade) Releasekonzert, 12. 11., Brut