Alter Herr mit Meriten

betr.: „Plötzlich wird das Morden zur sozialen Tat“, taz v. 26. 10. 07

„Plötzlich wird das Morden zur sozialen Tat“, schmettert es in der Überschrift, und wenn man das Interview dann weiter verfolgt, wird dieser semantische Fehdehandschuh dem derzeitigen Verteidigungsminister Jung vor die Füße geworfen.

Herr Richter ist ein alter Herr, der seine Erfahrungen und seine Meriten hat, und jemand wie er hat sicherlich Anspruch auf die Position: Die Waffen nieder, nie wieder Krieg, nie wieder deutsche Soldaten irgendwo im Ausland. Es wäre aber die verdammte Pflicht und Schuldigkeit der Interviewer gewesen, Herrn Richter vor seinem verbalen Amoklauf zu bewahren. Nach meiner Erinnerung war es kein CDU-Minister, der den Einsatz der Bundesluftwaffe im Nato-Krieg auf dem Balkan befohlen und mit dem Argument des drohenden Völkermords verteidigt hat. Und es war auch kein Unionspolitiker, der unsere Freiheit am Hindukusch verteidigen wollte.

Was aber hat der nun wirklich solche Anwürfe nicht verdienende Herr Jung mit einer Person wie Carl Schmitt zu tun, dessen Rechtsauffassung konstitutiv für das nicht vorhandene Rechtsempfinden der Machthaber im Dritten Reich gewesen ist? Auch die Bush-Keule bringt uns kein stichhaltiges Argument. WOLF SCHELLER, Köln