LESERINNENBRIEFE
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Ich bin kein Möbelstück

■ betr.: „Hausfrauen sind richtig teuer“, taz vom 9. 11. 11

Mein Mann und ich haben ein gemeinsames Einkommen, aber leider wird nur einer von uns für seine Arbeit bezahlt! Ich bin kein Möbelstück, für dessen Anschaffung (und Unterhalt) mein Mann subventioniert wird!

Was wir brauchen, sind Strukturen (formal und inhaltlich), die jedem die Arbeit sowohl außer- als auch innerhalb des (Zu-)Hauses ermöglichen, meinetwegen auch abverlangen. Jawohl, was zu Hause anfällt ist: Arbeit! Die SPD-Frauen folgen hier der offenbar nicht auszurottenden patriarchalisch-kapitalistischen Logik, wonach nur diejenige Arbeit etwas wert ist, die Geld bringt. Was also machen vorzugsweise Akademikerhaushalte mit zwei Vollzeit arbeitenden Erwachsenen? Engagieren eine Haushaltshilfe (natürlich eine Frau), die, damit sich die Akademikererwerbstätigkeit auch lohnt, natürlich entsprechend weniger verdienen darf. Wer kümmert sich währenddessen um Haushalt und Kinder dieser Haushaltshilfe? Jemand, die noch weniger damit verdienen darf? Pflegerische, sorgende Tätigkeiten (hier vor allem psychische und emotionale Sorge) gelten offenbar nur dann als legitim, wenn sie sich auf fremde Menschen richten.

Wenn das Splitting wegfällt, muss es dementsprechend Freibeträge geben. Oder aber ein aus der Erwerbstätigkeit ausgeschlossener Partner erhält Hartz-IV-Ansprüche. Ich bin jetzt schon gespannt, wo die SPD-Frauen all die benötigten Arbeitsplätze hernehmen werden, solange die Damen und Herren VollzeitarbeitsplatzbesitzerInnen von ihren Stunden nicht endlich etwas abgeben!

MARION GNUSCHKE, Kassel

Vater hat mitgeholfen

■ betr.: „Hausfrauen sind richtig teuer“, taz online vom 8. 11. 11

In den neuen Bundesländern, vor allem in Thüringen, ist die Kinderbetreuung hervorragend, und so ziemlich alle Eltern finden für ihre Kinder Betreuungsplätze. Ab dem ersten Lebensjahr gibt es ein Recht auf einen Kitaplatz in Thüringen.

Ich selbst bin in die Kindergrippe und später in den Kindergarten gegangen, und meine Mutter hat immer Vollzeit gearbeitet. Mein Bruder und ich sind beruflich sehr erfolgreiche und glückliche Menschen mit Familie. Meine Mutter hat ein erfülltes Leben mit zwei Kindern, glücklicher Langzeitehe und Erfolg im Beruf. Im Haushalt wurde nicht dreimal am Tag der Boden gewischt, aber das hat bei uns niemanden gestört. Mein Vater hat auch immer mitgeholfen, allerdings ist mein Mann in der Hinsicht noch etwas emanzipierter.

Fazit: Mich nervt die Herdprämie und die ganze Diskussion. Wer in der richtigen Region wohnt mit guter Betreuungsinfrastruktur, der kann sich beides leisten: Vollzeitjob (und später gute Rente) und Kinder. Allerdings setzt das einen modernen Typ Mann voraus, der bei allem mitspielt. KAROLIN S., taz.de

Wer soll die Texte schreiben?

■ betr.: „Der ‚Schultrojaner‘ “, taz vom 9. 11. 11

So kritikwürdig ein eventueller Einsatz von kontrollierender Software in den Schulen wäre, so realitätsfern kommen mir die vielen Meinungen vor, die die digitale Zukunft vor Augen das Urheberrecht als antiquiert brandmarken. Bleibt die Frage, wer all die Texte schreiben soll, die man sich aus dem Netz zusammenstellen will, wer all die Mathematikaufgaben entwickeln soll, die man sich dann „einfach‘“ herunterlädt, und wer all die Sachtexte im Internet auf Korrektheit überprüft. Dass mit der Preisgabe des Urheberrechts ein hoher Verlust an Qualität einhergeht und dass eben nicht nur freie, werbefinanzierte Beiträge den didaktischen Fortschritt an Schulen bedeuten, dürfte jedem klar sein, der sich inhaltlich ehrlich mit Schulmedien auseinandersetzt. Wikipedia als Kronzeugen der wissenschaftlichen Expertise zu benennen läuft all dem zuwider, was an den Schulen in guter Medienbildung vermittelt wird. Wer Qualität schafft, muss sicher sein, dass er das, was er geschaffen hat, auch als Eigentum besitzt. MATTHIAS RÖMER, Saarbrücken