„Bremen erleben“

Die Bremen Marketing Gesellschaft versucht seit zehn Jahren, Bremen ein positives Image zu verpassen. Das geht mit Tischtennis oder großer Kunst

von Catharina Oppitz

Es war einmal eine Zeit, da konnten sich nur wenige Leute im Rest der Republik überhaupt etwas unter Bremen vorstellen. „Bremen hatte damals kein schlechtes Image, sondern gar keins“, erzählt Klaus Sondergeld, Geschäftsführer der Bremen Marketing GmbH (BMG). Die Hansestadt war von der „kognitiven Landkarte“, wie er es nennt, verschwunden. Das jedenfalls war das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die die 1997 neu gegründete BMG in Auftrag gegeben hatte. Sondergelds Job: Mit Kampagnen Bremen zu einem Image zu verhelfen.

Bis 1994 hatte es nur wenige Bemühungen gegeben, Bremen zu vermarkten. In dem Jahr war die erste Werbeoffensive, die Bremen im Bundesgebiet bekannter machen sollte, angelaufen. Der Senat und die vier größten Bremer Unternehmen hatten eine Kooperation vereinbart, knapp drei Millionen Mark standen der Kampagne zur Verfügung. Doch diese musste zweimal unterbrochen werden. Es wurden keine Anzeigen, die für Bremen werben sollten, mehr geschaltet. Die Gründe: Das erste Mal änderte sich nach dem Platzen der Ampel-Koalition der politische Wind in Bremen, es floss kein Geld mehr. Das zweite Mal: Die Vulkan-Krise begann. Die Werftenkrise schlug bundesweit in den Medien hohe Wellen. Als die Werft 1997 geschlossen wurde, verloren über 4.000 Menschen ihren Arbeitsplatz. „Keine gute Zeit, um Bremens Image aufzupolieren“, erinnert sich Klaus Sondergeld von Bremen Marketing. „Die hohen Arbeitslosenzahlen passten nicht zum Bild einer Stadt als attraktives Reiseziel.“

Dass die Kampagne, für die Senat und Wirtschaft Mittel beigesteuert hatten, schließlich floppte, führt Sondergeld darauf zurück, dass drei Millionen D-Mark nicht ausreichten. Damit, so sagt er, könne man gerade einmal eine Imagekampagne in der Region laufen lassen.

Heute hat die Marketing-Gesellschaft ein Jahresbudget von 4,5 Millionen Euro für die Kampagne, unter anderem für das Magazin „Bremen erleben“, das mit einer Auflage von 2,7 Millionen in regionalen Tageszeitungen in Norddeutschland und Nordrhein-Westfalen erscheint.

Mit dem Slogan „Bremen neu erleben“ machte die damals neu gegründete Bremen Marketing Gesellschaft bundesweit Werbung für die Hansestadt. Bremen sollte als eine Stadt präsentiert werden, die über ein umfangreiches Veranstaltungsangebot verfügt. Das Bremer Stadtmarketing bekam ein Logo, das mit seinen rot-weißen Doppelkästchen an die Speckfahne erinnert, und ziert nun Plakate und Flyer, die Veranstaltungen ankündigen. Der Slogan wurde erneuert und lautet inzwischen „Bremen erleben“.

Veranstaltungen, die als geeignete Werbeträger für Bremen angesehen werden, erhalten nun finanzielle Förderung aus den Töpfen von Bremen Marketing. Das können so unterschiedliche Veranstaltungen wie die Tischtennis-WM oder die gerade laufenden Ausstellungen zu Paula Modersohn-Becker sein. Prinzipiell seien alle Veranstaltungen „markenzeichenfähig“, sagt Sondergeld. „Für irgendjemand sind sie immer interessant.“

Laut einer Untersuchung der Bremen Marketing kommen Besucher nach Bremen, weil sie das historische Bremen mit Roland und Marktplatz suchen, sich für das maritime Bremen mit Hafen und Weser interessieren oder wegen Werder. Im vergangenen Jahr war ein Info-Stand zum Thema „Interaktive Wissensvermittlung“, der etwa mit Auswanderer-Haus, Zoo am Meer und Universum warb, auf Tour durch deutsche Einkaufzentren. Ein schlechtes Image, in dem etwa Faktoren wie die finanzielle Situation des Bundeslandes auftauchen, habe Bremen laut Sondergeld übrigens nur in den oberen Bevölkerungsschichten. Alle anderen würden an Positives denken wie Werder, Musikschau der Nationen und Stadtmusikanten. „Was kann da Besseres passieren als eine Besprechung der Paula-Ausstellung in der FAZ“, so Sondergeld. Derartige Berichte über Bremer Veranstaltungen hätten durchweg mehr Zugkraft als jede Imagekampagne.