Wasserkraft ist rot von Blut

betr.: „Erste Großstadt ohne Dreckstrom“, taz vom 27. 10. 07

Natürlich ist Wasserkraft weniger schädlich für Mensch und Umwelt als Strom aus Atom oder Braunkohle. Wasserkraft ist aber kein „grüner“ Strom, sondern rot vom Blut der Aale oder Barben, die in den Turbinen zerhäckselt werden.

Wasserkraft ist die einzige nachhaltige Energiequelle, die grundsätzlich Ökosysteme zerstört oder drastisch schädigt. Der Dammbau macht Flüsse zu Seen, die Folgen: Fließgewässer sind die Transportsysteme der Landschaft; Dämme unterbinden aber den Geschiebetransport, an der Sohle gibt es nicht mehr Hartsubstrate, sondern nur noch Schlamm. Das Wasser wird im Sommer übermäßig aufgeheizt, immer wieder kommt es zu Sauerstoffdefiziten. In sauerstofffreien Zonen entsteht Methan, das deutlich klimaschädlicher ist als Kohlenstoffdioxid. Fast alle Fließgewässerarten verschwinden. In Skandinavien werden die indigenen Samen mit ihren Rentierherden vertrieben, um natürliche alpine Täler in Stauseen für die Wasserkraftnutzung zu verwandeln.

Sinnvoller als Strom aus Wasserkraft wäre es, in Kassel und anderswo Energie zu sparen und die anderen nachhaltigen Stromquellen zu nutzen, zum Beispiel: Einbau von gasbetriebenen Blockheizkraftwerken in allen Wohnblöcken (Nahwärme); Vorschrift in allen Bebauungsplänen, dass die Dächer nach Süden geneigt sind und mit Solaranlagen bestückt werden; Einbau von Solaranlagen auf allen bestehenden Häusern. Dies würde auch – anders als der Kauf von Wasserstrom aus Skandinavien – vor Ort Arbeitsplätze schaffen.

JOCHEN WULFHORST, Kassel