Tante Prusseliese sucht nach den schönsten Spielsachen

Eigentlich würde man ja meinen, Tom und Huck und selbstgebaute Pfeifen und das Floß, das gemütlich den Mississippi herunterschippert, seien genau die richtige Gesellschaft für jedes abenteuerlustige Wesen ab sechs. Doch in Hermine Huntgeburths soeben überall angelaufener Neuverfilmung des Mark-Twain-Stoffes sieht man nicht nur mehrere Morde so genau, dass man das Messer im Leibe fühlt, sondern sie präsentiert auch eine tieftraurige Tante Polly (die sich um den vermeintlich toten Lieblingslausbub die Augen ausweint) und gleich mehrere düstere Alpträume vom bösen Gegenspieler Indianer Joe, die Tom durchleiden muss. Nebenbei fällt das Wort „Nigger“ beiläufig in einer Situation, in der es nicht weiter erklärt wird und damit von kleinen Kindern durchaus als gebräuchlich eingestuft werden könnte. Wieso das so ist, bleibt unverständlich: Auch ohne diese extrem ängstigenden Situationen, auch ohne den Gebrauch eines schwer menschenverachtenden Schimpfwortes würde der Film funktionieren. Und zwar tatsächlich ab 6 Jahren. So sollte man die Kleinen lieber noch mal in Wicki, Laura, Lillifee oder die blöde 3-D-Schlumpfine schicken, und Tom und Huck den Zehnjährigen überlassen. Oder gleich mit allen ins Hans Wurst Nachfahren (Gleditschstr. 5) gehen: Das Puppentheater führt am Samstag und Sonntag (16 Uhr) die Geschichte von der Salzprinzessin auf, und zwar in der altmodischeren Version, die sich von der Grimm-Variante unterscheidet. Bei den Brüdern heißt das Märchen „Prinzessin Mäusehaut“, weil sich die Prinzessin, nachdem der törichte Königspapa sie wegen ihres „Ich liebe dich wie Salz“-Bekunden hinausgejagt hat, im Nachbarkönigreich ein Mäusekostüm näht. Aber die alte Version ist genauso charmant, und Salz ist ja nun wirklich ein besseres Suppengewürz als Diamanten.

www.hans-wurst-nachfahren.de