… EXSENATOR ULRICH NUSSBAUM?
: Wieder Fische verkaufen

Da schließt sich wieder mal ein Kreis. „Wowereit angelt sich einen Fischhändler“, titelte die taz am 20. Februar 2009, als der damalige Regierende Bürgermeister seinen neuen Finanzsenator vorstellte: Ulrich Nußbaum, einen vormaligen Fischgroßhändler aus Bremerhaven. Nun ist Nußbaum offenbar zu seinen Wurzeln zurückgekehrt. Laut Tagesspiegel führt er wieder die Geschäfte seines Unternehmens Sea Life Harvesting samt Tochterfirmen. Um die soll sich während seiner fünfeinhalb Jahre als Berliner Finanzsenator seine Frau gekümmert haben.

Viel hatten diverse Medien spekuliert, was Nußbaum, der als Parteiloser von 2003 bis 2007 in der Bremer Landesregierung schon denselben Posten wie in Berlin hatte, nach seinem Abschied aus dem Senat alles tun könnte. Von einem Einstieg in die Führungsriege der Industrie- und Handelskammer war beispielsweise die Rede. Was allerdings unwahrscheinlich schien, weil Nußbaum gern selber die Nummer eins im Hause ist und kein Mensch für irgendeinen Vorstandsposten. Da wäre die Rettung des Projekts BER schon naheliegender gewesen – vermutlich scheiterte das daran, dass seine alten Senatskollegen, allen voran Wowereit-Nachfolger Michael Müller, sich mit Nußbaum nun nicht auch noch als Chef der Flughafengesellschaft rumstreiten mochten.

Nußbaum wirkte alles andere als vom Amtsverlust gezeichnet, geschweige denn gefrustet, als er zu einem kleinen Plausch mit der taz am Gendarmenmarkt stehen blieb. Entspannt, erholt und natürlich wie meistens verschwiegen lächelnd, wenn es um die wichtigen Fragen ging.

Zum Berliner Landeshaushalt hatte Nußbaum im taz-Interview kurz nach Amtsantritt gesagt: „Der ist total überfischt. Der gehört eigentlich schon zu einer geschützten Spezies, wir müssten Bestandsschutz machen.“ Dass die Sache fünfeinhalb Jahre später beim Abgang des vormaligen und nun erneuten Fischhändlers deutlich entspannter aussieht und sich der Bestand erholt hat, dürfte auch damit zu tun haben, dass da ein echter Fachmann im Amt war. STA

Foto: Yuriko Nakao/reuters