LESERINNENBRIEFE
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Europa gemeinsam – wo?

■ betr.: „Europa zwingt Syriza auf den rechten Kurs“, taz v. 23. 2. 15

Europa gemeinsam – wo? Richtig müsste es wohl heißen: Schäuble zwingt Syriza auf den rechten Kurs! Ohne Not und gegen den Willen der EU-Kommission verschärft der deutsche Finanzminister die nachweislich erfolglosen Sparauflagen für die griechische Bevölkerung. Das ist beschämend für Deutschland und die EU gleichermaßen und vor allem überhaupt nicht hilfreich – außer vielleicht für die deutschen Zinseinnahmen. Ich hoffe sehr, dass sich nicht auch noch des Finanzministers Kalkül einer innenpolitischen Destabilisierung in Athen erfüllt. RITA SCHAEFER, Hilden

Bisschen kurz gedacht

■ betr.: „Masern. Grandiose Fahrlässigkeit“ von Heike Haarhoff, taz vom 24. 2. 15

Wäre es möglich, in dieser Zeitung auch mal Argumente von Impfgegnern zu hören? Die WHO empfiehlt? Ja, dann brauchen wir nicht mehr selbst nachzudenken! Komisch, dass die taz bei Organisationen im Wirtschaftsbereich so skeptisch ist und andere Ansichten veröffentlicht. Eigentlich völlig überflüssig. Wer sich eigene Ansichten zu Gesundheitsproblemen leistet, wird als verrückter, egoistischer Mörder von kleinen Kindern dargestellt. Bisschen kurz gedacht … DANIELA FALKENBERG, Marburg

Da müsste man mal hinschauen

■ betr.: „Grandiose Fahrlässigkeit“, taz vom 24. 2. 15

Ist schon mal aufgefallen, dass auf ein und derselben Seite von „ideologisch verbrämten Eltern“, die ihre Kinder nicht gegen Masern impfen lassen wollen, und der „alternativen Medizin“, der Anthroposophie, die Rede ist, beziehungsweise „Werbung“ für diese im Rahmen des taz-Themas gemacht wird? Es sind „anthroposophische MedizinerInnen“, die von der Impfung gegen Masern abraten. Und da müsste man doch dann auch mal hinschauen, wenn man sich schon über eine gesetzliche Impfpflicht Gedanken macht.

Ich stehe den Ansätzen der „anthroposophischen Medizin“ im Übrigen nahe, was nicht heißt, dass ich nicht auch kritisch hinterfrage.

INGRID SCHMECHEL, Dortmund

Das ist unlauter

■ betr.: „Grandiose Fahrlässigkeit“, taz vom 24. 2. 15

Ist es zu fassen: ein Artikel über Impfpflicht und Masern in Gesellschaft und Kultur in der taz, gespickt mit Vorurteilen, Unterstellungen und Unverschämtheiten gegenüber Eltern, die sich gegen den Mainstream gestellt haben. Keine Information, kein Hintergrundwissen, nichts außer Vorverurteilungen und einem haarsträubenden Lösungsversuch.

Erst seit den 70er und 80er Jahren wird durchgängig gegen Masern geimpft. Bis dahin wurden Masern in Deutschland als Kinderkrankheit durchlaufen und führten nach überstandener Erkrankung zu einer lebenslangen Immunisierung. Mit den Masernimpfungen, so jedenfalls war bisher mein Informationsstand, sollte ebenfalls eine lebenslange Immunisierung erfolgen. Wieso erkranken jetzt so viele Jugendliche an Masern, und wieso stellt niemand die Frage, wieso das so ist.

Unbestritten sind Masern gefährlich, insbesondere dann, wenn sie medizinisch nicht erkannt und adäquat behandelt werden. Die Pflege von an Masern erkrankten Kindern ist langwierig und zeitraubend. Bisher standen Eltern vor der Entscheidung: Nehmen wir uns diese Zeit oder entscheiden wir uns für eine Impfung? Heute versucht man den Eltern, die sich gegen eine Impfung ihrer Kinder entscheiden, die Verantwortung für die Masernerkrankungen anderer aufzuhalsen, und das ist unlauter. HILDE THEOBALD, Saarbrücken

Mehr Schaden als Nutzen

■ betr.: „Grandiose Fahrlässigkeit“, taz vom 24. 2. 15

Wenn ein Ding geschehen ist, sind alle Gräben voll Weisheit.

Jetzt plädiert die taz für eine pragmatische Lösung, aber wer hat denn jahrelang mitgeholfen, ein fortschritts- und wissenschaftsfeindliches Klima zu schaffen, in dem Impfverweigerung erst salonfähig wird? Ob sich die taz über Impfkampagnen der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung lustig macht oder die Empfehlungspraxis der WHO infrage stellt: Überall wurden und werden Zweifel gestreut.

Auch die generelle Ablehnung von TTIP und Gentechnik stehen für eine antikapitalistische Haltung, die den Menschen letztlich mehr schaden als nützen wird. SUSANNE GÜNTHER, Waldeck

Bisschen mehr Recherche

■ betr.: „Grandiose Fahrlässigkeit“, taz vom 24. 2. 15

Ich habe nichts gegen Polemik und auch nichts dagegen, deutliche, auch gegensätzliche Positionen zu hören. Aber in der Sache Impfen, in der ich zum Thema Masern keine einzige impfbefürwortende Studie gefunden habe, die nicht von der Pharmaindustrie finanziert wurde, hätte ein bisschen mehr Recherche nicht geschadet. Vielleicht wäre auch einmal das Gespräch mit einer von Hunderten von Familien sinnvoll gewesen, deren Kinder seit einer Impfung schwer behindert sind und die keine Anerkennung als Impfgeschädigte erhalten. FRANZISKA HOCHWALD, Korntal-Münchingen