THEATER

betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

ESTHER SLEVOGT

Einer, der die Illusionsmaschine Theater immer wieder besonders suggestiv in Gang zu setzen weiß, ist der Regisseur Stefan Pucher. Er setzt klassische Stoffe der Weltliteratur mit süffigen Musiken in spektakulären und videogesättigten Bühnenbildern in Szene. Theaterstars laufen in der Regel bei Pucher ebenfalls zu Hochform auf. Schon allein, damit sie sich im Bühnenbild behaupten können. So bläst Pucher das gute alte Stadttheater immer wieder zu einem Breitwandtheater im Hollywoodformat auf. Sein neuester Streich ist eines von William Shakespeares allerberühmtesten Stücken: „Was ihr wollt“, eine verzweifelt-komische Liebes- und Verwechslungsgeschichte, die in tiefe existenzielle Abgründe und furiose Fantasiewelten führt. (Deutsches Theater: „Was ihr wollt“, Premiere 27. 2., 19.30 Uhr)

Illusionskraft und Schönheit einer Inszenierung allerdings können manchmal ihren Wahrhaftigkeitsgehalt beschädigen. Zum Beispiel sind Theaterbösewichte immer ganz besonders ergiebiges Theaterfutter. Aber ist das wirklich genug? Muss man in Zeiten wie diesen nicht weitergehende Fragen stellen? Mit den Widersprüchen, die sich zwischen schöner Musik und grausamem Inhalt auftun, den ein mörderischer Stoff wie „Macbeth“ zum Beispiel darstellt, befasst sich die junge Regisseurin Julia Lwowski in ihrer Inszenierung nach Giuseppe Verdis Shakespeare-Oper „Macbeth“. (Neuköllner Oper: „Macbeth. Nach Verdi“, 26. und 27. 2., 20 Uhr)

Berlins preisgekröntes Kinder- und Jugendtheater Strahl hat in dieser Woche die Uraufführung eines neuen Tanzstücks auf dem Plan: „¡Our Park!“ von Lorca Renoux wird, wie das Theater verspricht, in getanzten Episoden von unterschiedlichen Situationen erzählen, in denen man Herausforderungen annehmen oder Entscheidungen fällen muss. Die Uraufführung findet in den Weddinger Uferstudios statt. (Theater Strahl: „¡Our Park!“, ab 3. 3., 19 Uhr)

Am 4. März, seinem ersten Todestag, gedenkt die Volksbühne mit „Lieber Fritz“ an einen ihrer großen Regisseure: an Fritz Marquardt, der nach der Wende außerdem für kurze Zeit Intendant des Berliner Ensembles war. Besonders mit seinen Heiner-Müller-Inszenierungen schrieb er sich in die Theatergeschichte ein. Auf der großen Bühne der Volksbühne gibt es nun noch mal einen großen Bahnhof für ihn. Mit Corinna Harfouch, veröffentlichten und unveröffentlichten Texten, Musik des Bläserquartetts Tervisax und dem berühmten Defa-Film „Das zweite Leben des Friedrich Wilhelm Georg Platow“, in dem Marquardt die Titelrolle spielte. (Volksbühne: „Lieber Fritz“, 4. 3., 20 Uhr)