EU-Parlament für weniger Agrosprit

LANDWIRTSCHAFT Abgeordnete fordern einen Anteil von maximal 6 Prozent am Kraftstoffverbrauch. Sie befürchten, dass sonst zu viel Wald gerodet wird. Der Rat der Mitgliedstaaten verlangt bisher 7 Prozent

BRÜSSEL dpa/taz | Bei der Nutzung von Agrokraftstoffen aus Raps, Soja oder Mais tritt das Europaparlament auf die Bremse. Der Umweltausschuss stimmte am Dienstag in Brüssel für relativ strenge EU-Förderregeln für solchen konventionellen Agrosprit. Es ist anzunehmen, dass dies auch die Mehrheitsmeinung im Plenum ist. Die EU-Staaten sind hingegen eher für lasche Vorgaben. Am Ende müssen sich beide Seiten einigen; dies könnte bis zum Mai geschehen.

Die Abgeordneten sind für eine Deckelung herkömmlicher Agrokraftstoffe auf 6 Prozent der Energie im Verkehr. Derzeit liegt der Anteil schon bei etwa 5 Prozent. Die Staaten sind hingegen für 7 Prozent, was den Anbau von Raps oder Mais zur Spritproduktion weniger stark abbremsen würde. Die Antriebsstoffe dürften zwar auch stärker eingesetzt werden, doch nur bis zur vereinbarten Grenze könnten sich Staaten den Agrosprit auf die Erreichung ihrer Klimaziele anrechnen lassen.

Als klimaschonender gelten Spritarten etwa aus Reststoffen wie Stroh, Algen oder Klärschlamm. Deren Anteil im Verkehrsenergiemix ist derzeit verschwindend gering. Der Umweltausschuss fordert nun, dass diese Quote bis 2020 auf mindestens 1,25 Prozent steigt.

Die Abgeordneten erteilten dem finnischen Parlamentarier Nils Torvalds das Mandat, mit der lettischen Ratspräsidentschaft zu verhandeln.

Der Umweltverband Friends of the Earth Europe begrüßte, dass der Ausschuss den Agrospritanteil deckeln will. Die Entscheidung gehe aber nicht weit genug, um „den Einsatz von Essen in unseren Autos komplett auslaufen zu lassen“. Der Bauernverband Copa-Cogeca dagegen kritisierte das Abstimmungsergebnis, weil es die Zukunft der EU-Agrospritbranche gefährde.

Agrosprit ist vor allem deshalb umstritten, weil der Rohstoffanbau die Fläche verkleinert, auf der Lebensmittel angebaut werden können. Das verstärkt den Druck, noch mehr Boden urbar zu machen – zum Beispiel durch Rodung von Wäldern. Dabei wird Treibhausgas frei, was die Klimabilanz von Agrokraftstoffen verschlechtert. JMA