Windkraft treibt Jobmotor an

Fachkräfte-Boom durch Ökostrom im Norden. Bundesagentur für Arbeit Niedersachsen-Bremen zeigt sich auf einer Pressekonferenz zufrieden mit sich selbst – und der Entwicklung auf dem Arbeitsmarkt

VON JAN WEHBERG

Windenergieanlagen beflügeln den Arbeitsmarkt in Norddeutschland. Der Bereich der erneuerbaren Energien gehört zu den dynamischsten Wirtschaftssektoren in Niedersachsen und Bremen. „Wir haben inzwischen einen Fachkräfte-Boom durch Ökostrom“, sagte Klaus Stietenroth, Vorsitzender der Geschäftsführung der Regionaldirektion Niedersachsen-Bremen anlässlich einer Pressekonferenz der Bundesagentur für Arbeit in Hannover.

Die Zahl der Beschäftigten im Bereich der regenerativen Energien sei in den vergangenen sechs Jahren in Niedersachsen und Bremen um knapp 14 Prozent auf rund 10.000 gestiegen, teilte die Bundesagentur mit. Eine aktuelle Analyse des Institutes für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat eine jährliche Steigerungsrate beim Beschäftigungszuwachs in dieser Branche von durchschnittlich 2,2 Prozent ermittelt. Damit habe sich der Sektor in den beiden Nordländern positiver entwickelt als der Durchschnitt aller Branchen. Insgesamt sei die Zahl der Beschäftigten in allen Arbeitsbereichen in den Jahren 2000 bis 2006 jährlich um 0,8 Prozent zurückgegangen.

„Die lebhafte Diskussion um den Klimawandel sowie die Förderung von regenerativen Energien haben in den vergangenen Jahren zu einem starken Wachstum des Fachkräftebedarfs und der Personaleinstellung geführt“, sagte Stietenroth.

Mit einem Anteil von 80 Prozent entstanden die meisten neuen Arbeitsplätze im Bereich der Energieerzeugung aus den regenerativen Energieträgern Windkraft, Biomasse, Solarenergie und Wasserkraft. Die übrigen 20 Prozent entfallen auf Forschung und Entwicklung, Wärmeerzeugung und Sparten wie Marketing.

Besonders technische Berufe wie Schlosser, Schweißer, Elektroinstallateure und verwandte Fachrichtungen sind in den Unternehmen und Betrieben der Branche gefragt. Das auch bei den Ingenieuren und und im Segment Forschung und Entwicklung die Nachfrage steigt, wertet Stietenroth als Indiz für das innovative Potential des Sektors. Bei den Ingenieuren nahm die Zahl der Arbeitslosen um rund 60 Prozent ab.

Gute Arbeitskräfte zu finden werde für die Unternehmen schwieriger. Daher haben die Agenturen für Arbeit „ihre Aktivitäten im Bereich der Qualifizierung ausgeweitet“, ist in der Pressemitteilung zu lesen. Um den Konjunkturaufschwung und die Fachkräfte-Nachfrage optimal auszunutzen, wurden die Mittel im Eingliederungstitel aufgestockt. Insgesamt sind demnach bis Ende September 171 Millionen Euro ausgezahlt worden – das sind 20 Millionen Euro mehr als im gesamten vergangenen Jahr. Mehr als 14.500 Arbeitnehmer haben sich bis September in Qualifizierungsmaßnahmen weiterbilden können. Die Zahl der mit Arbeitgeberzuschüssen ermöglichten Einstellungen ist von 7.565 um acht Prozent auf 8.170 gestiegen.

Arbeitsmarktexperten gehen davon aus, dass sich die Zahl der Arbeitsplätze im Bereich der regenerativen Energien in naher Zukunft weiter erhöhen wird. Besonders die Offshore-Windkrafttechnik erweise sich dabei als wahrer Jobmotor. An den Standorten Cuxhaven und Bremerhaven entstünde durch die Ansiedlung von Firmen ein Kompetenzzentrum für seegestützte Windenergieproduktion. Manfred Bruhn, Geschäftsführer der Firma Cuxhaven Steel Construction GmbH bestätigt die erfreuliche Zusammenarbeit. „Die Agentur für Arbeit ist sehr aktiv und hilfsbereit“, sagt er. Die Agenturen für Arbeit haben nach eigenen Angaben Kontakt zu einem halben Dutzend Unternehmen, die in den nächsten Monaten mehr als 1.300 Einstellungen vornehmen wollen. Um diesen großen Fachkräftebedarf abdecken zu können, haben sie bereits mit der Bewerber-Rekrutierung und qualifizierung begonnen.