WOCHENÜBERSICHT: BÜHNE: Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen
Wenn man Hühnerwadel heißt, kann man als Künstler wohl keinen Blumentopf gewinnen. Schon gar nicht als Wagner-Interpretin. Trotzdem glaubt der Gesangspädagoge Josef Reißner an die große Zukunft seiner Schülerin Klara, Nachname Hühnerwadel. Allerdings nimmt er sich ihrer etwas zu inbrünstig an, weswegen Klara erst mal schwanger wird. All dies erzählt Frank Wedekind in seinem grotesken Drama „Musik“ über die bürgerliche Doppelmoral, das am Deutschen Theater jetzt Thomas Schulte-Michels inszeniert. Um Musik geht es diese Woche auch in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz, die den Donnerstag und Samstag dem modernen Musiktheater gewidmet hat und im Rahmen ihres Projekts „Opernzeit-Zeitopern“ auf allen Bühnen des Theaters Opern präsentiert: vier Kammeropern von Karl Amadeus Hartmann aus dem Jahr 1929 (inszeniert von Michael von zur Mühlen), eine Fassung von Alban Bergs „Wozzeck“ von 1925 (Inszenierung: David Marton), Franz Lehárs 1922 entstandene Operette „Frühling“ (Johannes Müller), den „Jasager“ von Brecht und Weill sowie Brechts „Neinsager“ (beide Inszenierungen Frank Castorf) aus dem Jahr 1930. Standvermögen und gutes Schuhwerk erfordert den Verlautbarungen der Neuköllner Oper zufolge die Uraufführung von Sandra Weckerts musikalischem Familienabenteuer „Major Dux“, das am Freitag Premiere hat. Major Dux hat etwas Opernunübliches getan, nämlich das Musizieren verboten. Dagegen macht ein gewisser Bartholomäus Bob mobil und die Zuschauer müssen folgen! Im HAU 2 ist ab Montag die erste Theaterarbeit des kanadischen Undergroundfilmers Bruce LaBruce „Cheap Blacky“ zu sehen. Zu rechnen ist mit einem sinnlichen Konglomerat aus Film, Varieté, Modern Dance und gutem, altem Exhibitionismus, wie Bruce LaBruce vorfreudig verkündet hat.
„Musik“: Deutsches Theater, ab So.
Opernzeit-Zeitopern: Volksbühne, 8./10./17. 11.
„Major Dux“: Neuköllner Oper, ab Fr.
„Cheap Blacky“, HAU 2, ab Mo.
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