Der Basisarbeiter

Erstes Spiel und gleich eine 0:3-Heimniederlage gegen den Tabellen-Vorletzten Wilhelmshaven – recht viel schlechter kann ein Einstand nicht laufen. Aber der neue Trainer des VfB Lübeck Denny Skwierczynski kann die Niederlage gelassen nehmen. Der 37-Jährige hatte erst vor gut einer Woche von seiner neuen Aufgabe erfahren – bisher betreute er die zweite Mannschaft des Regionalligisten.

Befördert wurde Skwierczynski, weil der bisherige Coach Peter Schubert ankündigte, zum Saisonende hinschmeißen zu wollen. Der Vorstand zog einen sofortigen Schlussstrich und engagierte Skwierczynski. Der trainiert die Mannschaft nun zunächst bis zum Jahresende, möglicherweise auch länger.

Skwierczynskis Vorgänger Schubert fand nie einen Draht zu den Fans. Damit das nicht noch einmal passiert, soll der Neue nun Stallgeruch haben, wie sich Vorstandssprecher Holger Leu ausdrückte. Im Gegensatz zum Schwaben Schubert hört man bei Skwierczynski den Stallgeruch sogar. Mit breitem norddeutschen Akzent erklärt er, wie sehr er sich auf die neue Aufgabe freut. Der gelernte Immobilienkaufmann ist in Rothenhausen bei Lübeck aufgewachsen.

Eine leichte Aufgabe ist das Traineramt beim VfB Lübeck nicht. Dem Verein geht es nicht gut. Noch vor drei Jahren war er insolvent. Derzeit liegen die Verbindlichkeiten bei 800.000 Euro. Auch sportlich ging es die letzten Jahre mehr bergab als aufwärts: 2004 kam der Abstieg aus der zweiten Liga, 2008 der aus der dritten. Im Moment steht der VfB Lübeck auf dem 14. Platz der Regionalliga Nord.

Für den Winter kündigt der Vorstand wichtige Weichenstellungen an. Eine könnte schon am 22. November getroffen werden. Auf der außerordentlichen Mitgliederversammlung soll beschlossen werden, den Stadionnamen sowie die Vermarktungs- und Nutzungsrechte daran bis 2016 verkaufen zu dürfen. Das soll Geld in die leeren Kassen spülen.

Das Ziel, wieder aufzusteigen, hat der VfB Lübeck erstmal nach hinten verschoben. „Wir müssen die Zeit nutzen, um für die kommende Saison eine schlagkräftige Elf zusammenzusetzen“, sagte Vorstandssprecher Holger Leu den Lübecker Nachrichten. Leus Rezept für den sportlichen Erfolg: „Wir werden den Weg mit jungen Leuten weitergehen.“

Skwierczynski, dessen Trainerlizenz übrigens nur für die Regionalliga ausreichend ist, soll Teil eines Kompetenzteams werden, das dem Verein wieder auf die Beine helfen soll. Wie sehr diese Aufgabe Skwierczynski an den Verein binden wird, bleibt abzuwarten. Seinen Job bei der Raiffeisenbank in Travemünde jedenfalls mag er vorerst nicht aufgeben. NIELS HOLSTEN