Hochrangiger Polizist muss Zahlen hüten

STÜHLERÜCKEN Polizeidirektor Grahl wird nach Geburtstagsfeier in hannoverschem Hells Angels-Lokal zum obersten Statistiker Niedersachsens. Innenminister Schünemann gerät unter politischen Druck

„Das geht gar nicht“

Ulf Köch, Landeschef Bund deutscher Kriminalbeamter

Er könne „seiner Vorbildfunktion nicht mehr überzeugend gerecht werden“: Mit diesen Worten begründete das niedersächsische Innenministerium am frühen Freitag Abend die Versetzung Christian Grahls. Zuvor war bekannt geworden, dass der Leiter der Zentralen Polizeidirektion des Landes im Sommer seinen Geburtstag im hannoverschen Steintorviertel gefeiert hatte – ausgerechnet in der „Sansibar“, deren Mitgesellschafter damals der örtliche Hells Angels-Boss Frank Hanebuth war.

Grahl sei fortan betraut „mit der Wahrnehmung der Geschäfte des Vorstandsvorsitzenden des Landesbetriebes für Statistik und Kommunikationstechnologie (LSKN)“, erklärte das Ministerium weiter. Der Ordnungshüter ohne Rotlicht-Berührungsängste kommt also in einem unverfänglicheren Bereich der Verwaltung unter – ohne finanzielle Einbußen, wie das Ministerium wissen ließ.

Grahls Geschäfte besorgt vorerst sein bisheriger Vize Bernd Wiesendorf. Die Hannoversche Allgemeine Zeitung indes wollte am Wochenende bereits erfahren haben, dass der wirkliche Nachfolger der jetzige Landespolizeidirektor Uwe Lührig werden soll.

Der von Grahl ersetzte bisherige LKSN-Vorstandsvorsitzende Christoph Lahmann wiederum wechselt ins Innenministerium – er wird Leiter einer neu geschaffenen Abteilung, die unter anderem für IT-Sicherheit und Verwaltungsmodernisierung zuständig ist.

Der Bund deutscher Kriminalbeamter (BDK) fordert „Aufklärung bis ins Detail“ in Sachen Geburtstagsfeier: „Das geht gar nicht“, sagte BDK-Landeschef Ulf Küch dem NDR.

Unter Druck gerät aber zunehmend auch der Grahl nahe stehende Innenminister Uwe Schünemann (CDU): So fragte sich am Wochenende etwa der rechtspolitische Sprecher der Grünen-Fraktion im Landtag, Helge Limburg, warum Schünemann „erst gehandelt hat, nachdem journalistische Recherchen das Ganze öffentlich gemacht haben, und nicht gleich, nachdem er es erfahren hat“. ALDI