Weltmusik aus dem Schoß der Illegalität

Che Sudaka kommen aus Lateinamerika, leben in Barcelona und kämpfen mit ihrem hoch energetischen Fusion-Sound für eine Welt, in der Migration als Grundrecht gilt. Ab morgen beehren sie die Bühnen der norddeutschen Großstädte

Die Patenkinder von Manu Chao touren an den kommenden Abenden durch die norddeutschen Großstädte. Die Band Che Sudaka steht für Weltmusik spanischen Stils, eine Musik, die im Einwanderer-Milieu Barcelonas entstanden ist, und sich aus dem Zusammentreffen unterschiedlicher Kulturen ständig erneuert. Auch die Inhalte ihrer Lieder speisen sich aus diesem Kreis: Sie handeln von der Migration und vom Leben ohne Papiere.

Für Leo von Che Sudaka ist Einwanderung ein Grundrecht. Er hat es zusammen mit seinem Bruder Kacha in Anspruch genommen, weil es in Argentinien unmöglich ist, als Musiker über die Runden zu kommen. Sechs bis sieben Konzerte im Jahr reichen nicht zum Überleben. Die Brüder sind seit einigen Jahren im Raval-Viertel im Herzen Barcelonas zu Hause und in den Straßen des bunten kosmopolitischen Viertels haben Che Sudaka auch ihre ersten musikalischen Gehversuche gemacht.

„Als wir uns 2002 als Band zusammenfanden, war Straßenmusik in Barcelona noch möglich. Heute werden die Musiker immer öfter kriminalisiert“, klagt Leo. Auf der Straße haben die beiden Frontmänner auch ihre großen Brüder kennengelernt, die Musiker von Radio Bemba, der Band von Weltmusikguru Mano Chao.

„Natürlich haben sie uns auch musikalisch beeinflusst, aber weitaus wichtiger ist die moralische Unterstützung von Gambeat und Co.“, so Leo. Gambeat, so heißt der Bassist von Radio Bemba, der auf dem zweiten Album von Che Sudaka in die Saiten griff und so manchen Kontakt im Melting Pot von Barcelona geknüpft hat.

Dort steht die Wiege der spanischen Fusion. In der Hafenstadt landen Menschen von allen Kontinenten. Wie die sechs Jungs von Che Sudaka bringen sie ihre Kultur mit, die in der brodelnden Musik- und Kunstszene Barcelonas mit anderen Einflüssen verschmilzt. Kosmopolit Manu Chao ist dafür das bekannteste Beispiel, doch die Liste der Bands aus der Metropole Kataloniens ist lang und der Sound vielseitiger als die spanische Küche.

Die Jungs von Che Sudaka verknüpfen traditionelle argentinische Klänge mit kolumbianischer Cumbia und Vallenato. Sie bedienen sich bei Rock, Punk, Dancehall und Rap und köcheln ihre eigene Straßenmusik. Die erinnert an die frühen Mano Negra und an Manu Chao. Mit dem sind Leo, Kacha und Co. gut befreundet. Man trifft sich schon mal beim Musizieren auf der Straße.

Davon leben Che Sudaka auch heute noch zum Teil. Die Musiker sind sich sehr bewusst darüber, woher sie kommen. Der Bandname ist Programm: „Che heißt so viel wie ‚Leute‘, aber auch ‚Freund‘ und ‚Sudaka‘ ist der abwertende spanische Ausdruck für Migranten aus Lateinamerika“, erklärt Leo. Er weiß wovon er spricht, denn schließlich kam das Gros der Band mit dem Touristenvisum nach Barcelona und ging dann in die Illegalität.

Dazu bekennt sich die Band auch in ihren Songs, deren wesentliches Thema das Leben ohne Papiere und die ständige Angst vor der Staatsgewalt ist. Ein anderes Leitmotiv ist der Wahnsinn dieser Welt, der zwischen den Menschen unterscheidet. „Man schottet gegen die einen ab, obwohl wir doch alle gleich sind“, ärgert sich Leo. KNUT HENKEL

8. 11. Hamburg, Hafenklang, 9. 11. Bremen, KUZ Lagerhaus, 10. 11. Lübeck, Treibsand 12. 11. Hannover, Bei Chez Heinz