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: Knatterton lebt an der Hase

HANS-JÜRGEN SCHWIND, 71, war Justizminister. Als Wissenschaftler hat er aber einen untadeligen Ruf FOTO: UNI

Kriminalistik hat an deutschen Unis keinen Platz mehr – ganz anders als die nach Verbrechens-Ursachen fragende Kriminologie. Irgendwann Ende der 1970er, als die letzten Lehrstuhlinhaber emeritierten, ist die Lehre von den Methoden der Verbrechensbekämpfung ganz an die Fachhochschulen abgewandert. Dabei haben angehende Juristen, sagt Hans-Dieter Schwind, „später sehr wahrscheinlich viel mit der Polizei zu tun“. Deren Arbeitsweise zu kennen sei also „zweifellos sinnvoll“.

Schwind lamentiert nicht – sondern schafft Abhilfe. Gemeinsam mit dem örtlichen Polizeipräsidenten und einem Kriminaldirektor a. D. hat er 2004 die „Ringvorlesung Kriminalistik“ an der Uni Osnabrück initiiert: Heute startet ihre dritte Auflage. Referent ist Uwe Kolmey. Der Chef des niedersächsischen Landeskriminalamtes spricht über Internet-Kriminalität. „Und wir toppen das“, sagt Schwind. „Kommende Woche haben wir BKA-Präsident Jörg Zierke.“ Echt hochkarätig, und das liegt nicht zuletzt an Schwind, der ja auch prominent ist: Er galt sogar einmal als heißer Anwärter für Zierkes Amt. Dass er’s nicht bekam, lag an seinem eher unglücklichen Vorleben als niedersächsischer Justizminister unter Ernst Albrecht. Untadelig ist dagegen Schwinds Ruf als Wissenschaftler: Nach dem politischen Intermezzo wechselte er an die Ruhr-Uni Bochum, wo er die in Deutschland unbekannte Dunkelfeldforschung einführte, erstmals das Gaffersyndrom beschrieb und Studien zur Verbrechensangst vorlegte. Die Deutsche Nationalbibliographie führt ihn als Autor von 96 Werken auf.

Im Jahr 2001 ging Schwind, Jahrgang 1936, in den Ruhestand – und übernahm in seinem Wohnort Osnabrück eine Honorarprofessur. Unentgeltlich kommen auch die Referenten der Ringvorlesung: „Sie erhalten eine Nick-Knatterton-Urkunde“, verspricht Schwind. Eine Ehrengabe, die er in seiner Bochumer Zeit erfunden hat. Benannt ist sie nach einem Comic-Detektiv der Adenauer-Ära, von dessen markanten Gesicht manche behaupten „er sehe mir ähnlich“, sagt Schwind. Aber das sei selbstverständlich „völlig verkehrt und ehrenrührig“. BES