LESERINNENBRIEFE
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Sagenhafter Nutzen

■ betr.: Leserbrief von Manfred Stengel, taz.nord vom 1. 11. 2011

Leser Manfred Stengel hat völlig recht, dass die Nutzen der Elbvertiefung nicht ausreichend gewürdigt werden. Es geht doch wie stets in der Ökonomie um Kostensenkung und Wettbewerbsfähigkeit. Letztlich kommt diese dem Verbraucher zugute. Heute kostet der Transport eines Fernsehers von China nach Hamburg rund ein Euro; die größeren Schiffe reduzieren die Kosten um zehn bis 15 Prozent. Damit kann der Preis um zehn bis 15 Cent reduziert werden. Dieser sagenhafte Nutzen rechtfertigt doch allemal alle Nachteile der Elbvertiefung! ARNO GAHRMANN, Osterholz-Scharmbeck

Mantel des Schweigens

■ betr.: „Lieber nicht drüber reden“, taz.nord vom 2. 11. 2011

Sie leiten Ihren Kommentar zur Diskussion über Spätabbrüche in den Diakonischen Diensten Hannover rigoros mit dem Urteil ein, die Entscheidung über eine Abtreibung von Kindern mit Behinderung obliege allein den Eltern, die – so abschließend in Ihrem Beitrag – nach einer Pränataldiagnose unvorbereitet mit einer Krankheitsprognose des Ungeborenen konfrontiert werden. Sie haben leider Recht, wenn Sie feststellen, dass insbesondere über Spätabtreibungen niemand gerne redet. Ihr Kommentar vermittelt jedoch den Eindruck, als ließen Sie das als Rechtfertigung für die alleinige Entscheidungsgewalt der Eltern gelten. Auch wenn Sie vielleicht zurecht kritisieren, dass vielen Eltern ein schlechtes Gewissen gemacht werde – der Mantel des Schweigens löst das Problem nicht. Er muss vielmehr gelüftet werden durch eine Gesellschaft, die das Leben mit einem behinderten Kind lebenswert macht und Ängste von Eltern und sonstigen Betreuenden nivelliert. Solange sollten Abtreibungen als Tötungen von ungeborenem Leben – unter Einbeziehung der Gesundheits- und Lebenssituation der Eltern – in größerem Kreis als dem familiären thematisiert werden. CHRISTOPH SPIEKER, Bremen