: IG Metall wählt Huber
LEIPZIG dpa/rtr ■ Die IG Metall hat die beiden „Modernisierer“ Berthold Huber und Detlef Wetzel mit großer Mehrheit zu ihrem neuen Führungsduo gewählt. Der neue Vorsitzende, der bisherige stellvertretende Vorsitzende Huber, erhielt am Dienstag auf dem Gewerkschaftstag in Leipzig 92,6 Prozent der Stimmen. Es war das beste Ergebnis für einen IG-Metall-Chef seit 35 Jahren.
Als Stellvertreter wählten die Delegierten mit 87,4 Prozent der Stimmen den bisherigen nordrhein-westfälischen Bezirksleiter Wetzel. Huber tritt die Nachfolge von Jürgen Peters an, der nach vier Jahren als Vorsitzender der IG Metall auf eine abermalige Kandidatur verzichtet hatte. Gegenkandidaten gab es nicht.
Beim Gewerkschaftstag im Jahr 2003 waren Peters und Huber mit nur 66,1 bzw. 67,1 Prozent der Stimmen gewählt worden. Dies waren die schlechtesten Ergebnisse in der Geschichte der Gewerkschaft. Das Beharren des damaligen Gewerkschaftsvize Peters auf seinem Führungsanspruch nach einem verlorenen Streik in Ostdeutschland hatte die IG Metall in eine tiefe Krise gestürzt.
Huber und Wetzel gelten als „Reformer“, Peters als „Traditionalist“. Die „Traditionalisten“ lehnen zu viele Abweichungen vom Flächentarif ab, während die „Modernisierer“ eine Flexibilisierung befürworten.
Als Ausgleich für das größere Gewicht der „Reformer“ in der Gewerkschaftsführung wählten die Delegierten mit 72,5 Prozent Helga Schwitzer aus Niedersachsen in den geschäftsführenden Vorstand. Sie gehört ebenso zum linken Flügel wie Hans-Jürgen Urban, der bisherige Leiter des Funktionsbereichs Gesellschaftspolitik, der 89,9 Prozent erhielt. Im Vorstand bestätigt wurden Wolfgang Rhode (80,3 Prozent) und Hauptkassierer Bertin Eichler (96,6 Prozent) sowie Regina Görner. Die Vertreterin der CDU erzielte mit 61,9 Prozent der Stimmen das schlechteste Ergebnis.
Nach seiner Wahl kündigte Huber an, sich für „die Einmütigkeit und Geschlossenheit“ der Gewerkschaft einzusetzen. Wetzel sagte: „Wenn wir die Stärken der IG Metall suchen, dann werden wir sie nur in den Betrieben finden.“ Wetzel hatte mit einer betriebsnahen Tarifpolitik den Mitgliederschwund in Nordrhein-Westfalen gestoppt.
Der Präsident des Arbeitgeberverbands Gesamtmetall, Martin Kannegiesser, gratulierte Huber. Nicht zuletzt dank seines Einsatzes sei „der Betrieb in den Mittelpunkt der tarifpolitischen Arbeit der IG Metall gerückt“.
Peters wurde auf dem Gewerkschaftstag mit viel Applaus verabschiedet. „Ich habe die Arbeit gerne gemacht“, sagte er in seiner Abschiedsrede. „Es war nicht immer alles leicht, und manches wurde auch nicht leicht gemacht. Dennoch habe ich keinen einzigen Tag zu bereuen.“
Der Kongress der mit 2,3 Millionen Mitgliedern größten deutschen Gewerkschaft steht unter dem Motto „Zukunft braucht Gerechtigkeit“. Die Delegierten werden bis Samstag die Politik der IG Metall in den kommenden vier Jahren festlegen. Am Mittwoch hält der neue Vorsitzende Huber eine Grundsatzrede. Am Donnerstag besucht Bundeskanzlerin Angela Merkel den Gewerkschaftstag.