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Kleinverlage tun sich immer schwerer, ihre Bücher in den Buchhandlungen unterzukriegen. Da ist dann ein bisschen Unterstützung gern gesehen: Zum Beispiel durch die hannoversche Messe Buchlust

Thorsten Ahrend: „Für uns ist die Buchlust eine Möglichkeit, unaufgeregt mit den Lesern ins Gespräch zu kommen“

VON KLAUS IRLER

Der Verleger Mirko Schädel aus Stollhamm-Butjadingen am Jadebusen hat sich aus dem Literaturbetrieb konventioneller Prägung weitgehend verabschiedet. Taschenbuchausgaben? Damit ist bei Schädels Verlag Achilla Presse „schlicht nicht zu rechnen“. Gedruckte Programm-Vorschauen? Werden „in der Regel nicht mehr hergestellt“. Junge Autoren? „Autoren deutscher Sprache werden bei mir nicht mehr verlegt, es sei denn, sie sind schon ganz lange tot. Ich lehne eine Zusammenarbeit mit jungen Autoren und Literaturagenten ab“.

Ins Feuilleton der FAZ hat es Schädel trotzdem geschafft, zum Beispiel mit seiner „Illustrierten Bibliographie der Kriminalliteratur 1796 - 1945 im deutschen Sprachraum“. FAZ-Literaturchef Hubert Spiegel fand die Bibliographie „beeindruckend als Dokument einer großen Sammelleidenschaft und bestechend in ihrer Druckqualität“. Zu beziehen allerdings nur bei von Schädel ausgewählten Buchhändlern. Oder via Email direkt beim Verlag.

Oder auch am Wochenende bei der Mini-Buchmesse Buchlust im hannoverschen Künstlerhaus. Der Verlag Achilla Presse wird dort mit einem Stand vertreten sein neben 19 anderen kleinen Verlagen und Kunstpressen aus dem Bundesgebiet. Veranstaltet wird die Buchmesse nunmehr zum 14. Mal vom Literaturbüro Hannover mit dem Ziel, die ambitionierten unter den kleinen, unabhängigen Verlage zu fördern: Wer sich auf der Buchlust präsentieren darf, das entscheidet eine Jury. In diesem Jahr wählten die Journalisten Ulrike Sárkány (NDR Kultur) und Andreas Platthaus (FAZ) sowie der Direktor des Kestner-Museums Hannover, Wolfgang Schepers, die Teilnehmer aus. Die Kriterien: die Qualität des Verlagsprogramms – und die Qualität der Buchgestaltung.

Außerdem ist in diesem Jahr als Kooperationspartner die in Leipzig ansässige Kurt-Wolff-Stiftung mit im Boot. Die hat unter ihrem Dach unabhängige Verlage versammelt und kämpft für Vielfalt im Verlagswesen und im Buchhandel. Denn durch zunehmende Konzentrationsprozesse wird das Überleben für die kleinen Verlage immer schwerer: „Früher gab es viele unabhängige Buchhandlungen, die bis zu 50.000 Titel in ihrem Sortiment hatten“, sagt Verleger Manfred Metzner von der Kurt-Wolff-Stiftung. „Heute gibt es immer weniger solcher Buchhandlungen, dafür immer größere Handelsketten mit immer mehr Verkaufsfläche. Aber je größer die Läden werden, desto weniger repräsentieren sie die Vielfalt des literarischen Angebots.“

Ein kleiner Ausschnitt dieser Vielfalt wird bei der Buchlust präsentiert, die sich als Verkaufsmesse vor allem an das normale Lesepublikum wendet. Während Verleger Mirko Schädel dezidiert die jungen Autoren ablehnt, wird der Hildesheimer Glück und Schiller-Verlag nichts anderes tun, als Bücher junger, hoffnungsvoller Autoren zu präsentieren: Glück und Schiller hat sich als rein studentischer Verlag aus dem Studiengang Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Uni Hildesheim gegründet und veröffentlicht mit viel Augenmerk auf Buchgestaltung vor allem Anthologien der Hildesheimer Studenten.

Für den Wallstein-Verlag aus Göttingen, 1986 gegründet, mit 18 Mitarbeitern kein kleiner Verlag unter den Kleinverlagen und im überregionalen Feuilleton sattsam etabliert, ist die Buchlust eine „Möglichkeit, unaufgeregt mit den Lesern ins Gespräch zu kommen“, sagt Thorsten Ahrend, der bei Wallstein für das belletristische Programm zuständig ist. Bei einer Produktion von 130 Büchern wird der Wallstein-Verlag nur mit einer Auswahl seiner Bücher zur Buchlust reisen und kann unter den Lesern bereits auf einen gewissen Bekanntheitsgrad bauen: Im April schaffte es Ulf Erdmann Zieglers „Hamburger Hochbahn“ auf die SWR-Bestenliste und Gregor Sanders „Abwesend“ wurde für den Deutschen Buchpreis nominiert.

„Was mir an der Buchlust gefällt ist, dass es auch um Buchkunst geht“, sagt Verlegerin Bettina Preiß, die beim Börsenverein des Deutschen Buchhandels für den Arbeitskreis kleinerer unabhängiger Verlage spricht. Rund 500 Teilnehmer habe der Arbeitskreis, weitgehend konstant über die letzten Jahre und inhaltlich völlig heterogen.

Kleinverlage leben davon, Nischen zu füllen – oder auch erst aufzutun. Außerdem sind sie es, die die Veranstaltungskalender mit Lesungen füllen, was auch im Rahmen der Buchlust passieren wird: Neben anderen werden F. W. Bernstein, Günter Lamprecht und Ex-taz-Redakteur Kolja Mensing lesen – für einen Eintritt von drei Euro für das ganze Wochenende.

Buchlust: 10. / 11.11. jeweils 10 bis 18 Uhr im Künstlerhaus in Hannover