Traumhaftes Drehbuch

VOLLEYBALL-GIPFEL

Ganz genau kann er diesen Traum nicht mehr beschreiben. Auf alle Fälle spielte Barack Obama darin eine zentrale Rolle. „Ja, ich habe ihn im Schlaf vor Augen gehabt. Und dann waren da auf einmal diese drei Worte: ,Yes we can‘. Da wusste ich, dass wir es schaffen würden, dass wir das Finale erreichen“, sagte Bernd Schlesinger, der Assistenztrainer des Volleyball-Bundesligaklubs SVG Lüneburg. Angelehnt an dieses traumhafte Drehbuch erreichten die Niedersachsen tatsächlich sensationell das Endspiel um den Pokal des Deutschen Volleyball-Verbands.

Durch ein 3:2 gegen Düren gelang kurz nach Weihnachten das „Wunder von Lüneburg“, wie es der Vereinsvorsitzende Andreas Bahlburg euphorisch beschrieb. Und nun also das ganz große Ding, das vor einem Jahr für einen Klub wie Lüneburg noch Galaxien entfernt zu sein schien: ein Endspiel in Halle/Westfalen. 10.000 Zuschauer werden am Sonntag (12 Uhr, live in N3) dabei sein, wenn sich der kleine SVG mit einem Saisonetat von 320.000 Euro anschickt, dem hochfavorisierten Rekordmeister VfB Friedrichshafen mit einem Saisonetat von 2,1 Millionen Euro listig ein Schnippchen zu schlagen. Aus Lüneburg reisen 1.200 Fans an.

Am vergangenen Sonnabend, im Bundesligaspiel in eigener Halle, hätte die SVG es fast geschafft, den ehemaligen Champions-League-Sieger zu düpieren. 1:3 hieß es am Ende. Das klingt recht deutlich, doch im dritten Satz gerieten die Friedrichshafener merklich ins Schwimmen. Der Auftritt stimmt den Herausforderer zuversichtlich für das wesentlich wichtigere Duell am Sonntag: „In Halle sind es natürlich andere Bedingungen als bei uns zu Hause. Wir wollen aber auch dort mutig sein, Druck machen und die Leute begeistern“, sagte Trainer Stefan Hübner, der seinen Vertrag in Lüneburg um zwei Jahre bis Sommer 2017 verlängert hat.

Schon am gestrigen Freitag reiste die Mannschaft ins westfälische Halle. Sie werden sicherlich dafür Sorge tragen, dass Schlesinger im Hotel bestens gebettet wird, damit er unbeschwert schlafen und etwas Schönes träumen kann. Er kann ja bei der Traumbildung auf eigene Erfahrungswerte zurückgreifen: Schlesinger führte den 1. VC Hamburg 1992 zum Pokal-Triumph.  GÖR