Getreue im Parteiapparat

betr.: „Linksdruck durch Linksruck“

Im Beitrag „Linksdruck durch Linksruck“ behauptet der Autor, der Partei- und Fraktionschef Oskar Lafontaine würde „seine Macht durch Personalpolitik“ vergrößern und „seine Getreuen immer wieder für Aufgaben in der Partei“ vorschlagen. Mit keinem Fakt wird diese Behauptung belegt.

Festzuhalten bleibt nämlich, dass sich unter den rund 60 Beschäftigten im KL-Amt (alte WASG-Frotzelei über die Parteizentrale im Berliner Karl-Liebknecht-Haus) gerade mal fünf ehemalige WASG-Mitglieder – um solche geht es wohl, wenn von „Lafontaine-Getreuen“ die Rede ist – befinden. Alle anderen gehörten bereits zum alten PDS-Apparat. Und die wollen womöglich, dass alles beim Alten bleibt. Weil, wie der Autor weiter schreibt, „ostdeutsche Linken-Politiker“ darüber Klage führten, dass Lothar Bisky und Gregor Gysi den Lafontaine’schen Machtzuwachs still erdulden würden.

Da keimt in mir der Verdacht, dass es diese nicht genannten „ostdeutschen Links-Politiker“ waren, die dem taz-Autor etwas sehr Interessengeleitetes ins Ohr geflüstert haben. Im Umgang zwischen Politikern und Journalisten ist das etwas völlig Normales. Nur erwarte ich, dass Journalisten nachrecherchieren!

Und hätte der Autor noch tiefer recherchiert, wäre es ihm nicht verborgen geblieben, dass alle Stabs- und Abteilungsleiterstellen im Parteivorstand und in der Bundestagsfraktion von Ex-PDSlern besetzt sind. Davon ausgenommen ist lediglich die Abteilung „Parteiaufbau West“. Wer über Parteien und Verbände schreibt, sollte sich auch in den Strukturen und Ebenen dieser Parteien und Verbänden auskennen und die handelnden Personen kennen.

Zum Schluss meine ganz persönliche Meinung: Damit Die Linke auch im Westen Fuß fassen kann, muss sie ihre ostdeutsche Enge verlassen, und dafür ist es geradezu überlebensnotwendig, dass Lafontaine „seine Getreuen“ im Apparat platziert.

GÜNTER FRECH, Berlin