SOUNDTRACK

Empfehlen sich die kanadischen Why? bereits seit einigen Jahren in Sachen innovativer Pop-Musik, die erstens aus dem Prinzip der stilistischen Kreuzung und Genreüberschreitung keine Nabelschau von Angebern mit lexikalischem Wissen macht und zweitens dabei auch noch berührend und hörbar ist, so stehen einzelne Teile der Band zusätzlich bereit, die Welt mit weiteren schönen Einzel-Projekten zu beglücken. Diesmal in der Stadt: Schlagzeuger Josiah Wolf. Der legte 2010 mit „Jet Lag“ ein weiches, zwischen Folktunes und Elektropop lavierendes Debütalbum vor, das nicht allein von der sehr ausgesuchten Instrumentierung und einer von Why? hinlänglich bekannten Sensibilität für Rhythmen und Samples lebt, sondern auch von Wolfs immer etwas absichtlich brüchig zum Einsatz gebrachter Stimme. Aus der zusammen mit seiner jetzigen Frau Liz vorgenommenen Live-Umsetzung ist schließlich ein weiteres Projekt entstanden. Zu zweit haben Josiah Wolf & Liz Wolf unlängst eine EP mit Interpretationen von Liebesliedern aus dem Spannungsfeld zwischen Nirvana und Nick Drake aufgenommen, eine LP mit eigenen Liedern wird folgen. In der Zwischenzeit wird öffentlich ein atmosphärisch-intimes Vergnügen inszeniert, das nicht nur mit der hohen Zahl an unterschiedlichen Instrumenten beeindruckt, die das Duo auf der Bühne zum Einsatz bringt, sondern nicht zuletzt auch durch den in seiner Klarheit ein wenig an Angie Hart erinnernden Gesang, den Frau Wolf ihrem Gatten zur Seite stellt. Fr, 18. 11., 21 Uhr, Hafenklang/Goldener Salon, Große Elbstraße 84

Je nach Standpunkt ließe sich der Satz: „Klingt wie aus einer Garage ausgebrochen, die Ende der 60er Jahre abgeschlossen wurde“ auch als negative Kritik verstehen. Ist in Bezug auf The Sandwitches aber als Versuch einer positiven Standortbestimmung gemeint. Das aus San Francisco stammende Trio orientiert sich in der Sache einfach zu eindeutig: gesanglich an Doo Wop und musikalisch zwischen den großen Entwürfen jener Zeit, genaugenommen zwischen dem aufkommenden Garage-Rock, Surf und Rockabilly. Und selbstverständlich fällt alles sehr low-fi aus und basiert auf einem immer engagiert rumpelnden Schlagzeug, über das man sich nur freuen kann. Danke fürs Aufschließen. Fr, 18. 11., 21 Uhr, Molotow Bar, Spielbudenplatz 5

Musik, so Lenin einmal, mache nervenschwach und bringe einen dazu, die Menschen zu streicheln, „die in einer dreckigen Hölle solche Schönheit erschaffen“ – dabei ginge es darum, niemanden zu streicheln, sondern zu schlagen (obwohl wir im Ideal gegen jegliche Gewaltanwendung sind). Mit den U.S. Girls wird der Mann keine Schwierigkeiten haben. Die mit Megan Remy aus genau einer Person bestehende Band macht Klangcollagen, indem sie auf laufende Tonspuren allerlei Samples, Noise und blechernen Stakkato-Gesang montiert. Das ist etwas anstrengend, tut aber in der Summe wenigstens allen weh. Aus einer noch einmal anderen Zeit herübergeweht ist der zweite Interpret des Abends Slim Twig: ein altes Mikro vor der Nase, Gesamterscheinung zwischen Horror-B-Movie, Clark Gable und Tom Waits und eine, mal leicht ins Noisige abgleitende, mal dreckigsten Soul versprühende psychedelische Musik. Sa, 19. 11., 21 Uhr, Golem, Große Elbstraß 14 NILS SCHUHMACHER