Kurzkritik: „Irrungen“ bei Mensch, Puppe!
: Auf der Suche nach den verlorenen Jahren

„Irrungen“ – das kennt man doch. Gibt es nicht sogar eine Komödie davon? Von Shakespeare, oder dem, den wir dafür halten müssten? Ganz recht. Und Shakespeare spielt durchaus eine Rolle in den „Irrungen“, die bei „Mensch, Puppe!“ letzte Woche Premiere hatten. Die ist allerdings keine Komödie, höchstens eine recht tragische.

Claudia Spörri und Regisseurin mit Christiane Ahlhelm (Regie) haben das Stück aus der Geschichte „Tricks“ (in der deutschen Ausgabe heißt die Story „Verfehlungen“) von Alice Munro entwickelt, die als eine der bedeutendsten kanadischen Erzählerinnen der Gegenwart gefeiert wird.

Dass es in dieser Bühnenfassung von „Tricks“ viel zu lachen gibt, nimmt der Geschichte die beträchtliche Tragik eines verpassten Lebens. Spörri spielt mit wenigen Requisiten, turnt über Stühle, wechselt Rollen, gibt die Krankenschwester, deren Geschichte sie erzählt, als naives Mauerblümchen und spricht mit dem hinreißenden montenegrinischen Akzent des Geliebten. Und ein kleines Montenegro gibt’s im Nachttisch.

Das bittere Ende soll hier nicht verraten werden. Dieser leichtfüßige Abend lohnt das Selberschauen. ASL

■ Freitag, 20 Uhr, Mensch, Puppe!, Theaterkontor