BRAINSTORM

Europas Bürger sollen sich näherkommen. Doch was jenseits der Landesgrenzen passiert, ist für viele weit weg. Wenige reagierten auf den Erfolg der Jobbik-Faschisten in Ungarn, die Belagerung von Roma-Wohnvierteln durch paramilitärische Neonazi-Gruppen oder die gewaltsamen Proteste gegen Roma in Tschechien im Herbst 2010. Auf einem Vortrag über „Antiziganismus in Tschechien und Ungarn“ beleuchten Anna Friedrich vom „Forum Antiziganismus“ und der Journalist Andreas Koob die gesellschaftlichen Hintergründe dieser Zustände. Um Landesgrenzen tatsächlich einmal zu überwinden, sollte es niemanden abhalten, dass der Vortrag in Oldenburg stattfindet. Und zwar am Donnerstag um 18 Uhr auf dem Uni-Campus Haarentor, im Raum A4-411. Die Stadt liegt hinter Delmenhorst und ist nur 30 Bahnminuten von Bremen entfernt.

Im Infoladen Bremen wiederum, mitten im heimischen Viertel, geht es am Freitag ab 18 Uhr um „Begriffe von Gewicht“. Genauer um das „Patriarchat oder die heteronormative Matrix“. Hinter beidem stehen Konzepte feministischer Theorie, die Hanna Holme mit dem Antifaschistischen Frauenblock Leipzig (AFBL) vorstellen und kritisieren wird. „Patriarchat“ bringe die gesellschaftliche Realität nicht mehr auf den Punkt, und die queer-feministische Rede von der „heteronormativen Matrix“ vernachlässige existierende Gewaltverhältnisse. Holme schreibt und lebt in der Queer-Szene Berlins, der AFBL hat sich gegen die Männerdominanz in der linken Szene gegründet.

Links, männlich und zumindest in den Medien dominant vertreten ist Rudolf Hickel, Allzweckwaffe gegen liberale Wirtschaftstheorie. Dass es manchmal nicht richtig ist, alles auf den Punkt bringen zu wollen, davon kann man sich am Dienstag in der Galerie des Goethetheaters ab 19.30 Uhr überzeugen. In seinem Vortrag „Spekulantengier und Politikversagen – Ist der Euro noch zu retten?“ erklärt der Bremer Wirtschaftswissenschaftler die ökonomische Krise aus den übermächtigen Megafonds auf entfesselten Finanzmärkten und nicht als ein dem Kapitalismus immanentes Problem. Immerhin: für Occupy-Bewegte ist das simpel genug. jpb