KURZKRITIK: ANDREAS SCHNELL ÜBER SHAKESPEARE IM VIERTEL
: Keiner will’s gewesen sein

Keine schlechte Idee, das Viertelpublikum mit der Verheißung, eines Abends mit Dialogen von tarantino’scher Süffigkeit und ein bisschen Rock’n’Roll zu ködern und ihm bei der Gelegenheit noch ein bisschen Shakespeare unterzujubeln. Und John von Düffels Stück „Shakespeare, Mörder, Pulp & Fiktion“, das die bremer shakespeare company im Lagerhaus zeigt, hat dafür einiges zu bieten.

Die Story ist eher Nebensache: Richard III. will seinen Bruder Clarence beseitigen lassen und heuert dafür zwei Killer an. Die sind jung, brauchen das Geld, haben aber Skrupel: Keiner will’s nachher gewesen sein. Zudem sind sie sich nicht einig, ob ihr Opfer nicht doch ein feiner Kerl gewesen wäre. Diese Betrachtungen sind durchaus interessant. Allerdings werden sie immer wieder unterbrochen von Musik. Viel Musik. Zu viel: Die von den beiden Killern, dargestellt von Tim D. Lee und Michael Meyer, sowie dem musikalischen Leiter, Akkordeonisten und desolaten Nebenher-Clarence im Rollstuhl Florian Oberlechner gespielt wird.

Bei der Premiere wenigstens saß das alles noch nicht richtig und nahm dem Abend vielleicht deshalb seinen Fluss. Denn, wenn Meyer und Lee einmal als zankende Killer loslegen wie ein altes Ehepaar, wird es immer wieder höchst unterhaltsam. Dass sie musikalisch einiges zu bieten haben, bewiesen sie zum Ende auch noch – aber da war es leider schon zu spät.

Vorstellungen: So, 20 Uhr, Lagerhaus, auch 30. 11., 14. & 18. 12.