Superheldenshow mit Schwächen

DERBY Dortmund gewinnt den Klassiker im Ruhrpott hochverdient mit 3:0. Selbst Henrikh Mkitaryan trifft. Derweil bemängelt Schalkes „verstörter“ Trainer Roberto Di Matteo den Charakter seiner Mannschaft

Die gute Leistung weckt Begehrlichkeiten. Die Fans träumen schon von der Champions League

AUS DORTMUND DANIEL THEWELEIT

Pierre-Emerick Aubameyang hatte eine Menge Aufwand betrieben für die große Batman-und-Robin-Show, die als bunter Höhepunkt dieses Bundesligawochenendes um die Welt geht. Der Stürmer hatte einen Fledermaus-Umhang und die Maske, die der Helfer des Superhelden trägt, hinter dem Schalker Tor deponiert. Und weil es zur Halbzeit 0:0 stand, musste er einen langen Sprint zurücklegen, um die Kostüme nach dem Seitenwechsel zur Südtribüne hinüberzubringen. Dort kamen die Jubel-Utensilien dann tatsächlich zum Einsatz, und zwar in einem Moment, der für viele Dortmunder Anhänger schon jetzt als emotionaler Höhepunkt dieser Saison feststeht.

Es war nämlich nicht irgendein Derbytor, das Aubameyang als Batman mit seinem Kumpel Marco Reus als Robin feierte, es war die große Erlösung nach einem atemberaubenden Sturmlauf. Und der Jubel war auch Ausdruck einer spielerischen Leichtigkeit, die nach den Krisenwochen zurück ist. „Auba und ich versuchen immer, ein bisschen Spaß in die Mannschaft zu bringen, das tut gut und hat in der Hinrunde gefehlt“, sagte Reus, der die Show bei einem gemeinsamen Abendessen mit Aubameyang geplant hatte.

Nur Jürgen Klopp hatte seine Schwierigkeiten mit der Sache. „Das einzig Gute daran ist, dass Auba so selbstbewusst ist, dass er glaubt, er schießt ein Tor“, sagte der Trainer, der sich über die obligatorische Gelbe Karte für den Stürmer ärgerte und darüber, dass die Superheldenshow ein paar andere Dinge überdeckte. Zum Beispiel, dass der zuletzt so sehr mit sich hadernde Henrikh Mkitaryan großartig spielte und das 2:0 schoss (80.). „Ein Tor, auf das wir alle gewartet haben“, sagte Klopp. Oder dass die Leistung des BVB dem Ideal des Trainers sehr nahe gekommen war, von der Chancenverwertung einmal abgesehen. Klopp war das aber irgendwie egal, er bezeichnete diese Dramaturgie als „Borussia Dortmund all inclusive“, es sei „nichts Neues, dass wir nicht jede Chance nutzen“.

Das half den Schalkern freilich nicht. 0:3 – Coach Roberto Di Matteo war tief betroffen, als er die Niederlage erklären musste. Er sagte, er sei „enttäuscht und verstört“. Vor allem deshalb, weil er nicht nur qualitative Fähigkeiten vermisste, sondern auch charakterliche. Auf Schalke nichts Neues. Schon seine Vorgänger Huub Stevens und Jens Keller hatten große Probleme mit diesem Kader. Nach dem Fiasko im Derby entstand der Eindruck, Teile der Mannschaft wären auch mit diesem Trainer nicht glücklich. „Wir waren einfach einen Tick zu passiv in unserem Spiel, haben uns zu sehr auf das Verteidigen konzentriert“, sagte Dennis Aogo – das ist eine deutliche Kritik am Defensivfußball, den Di Matteo spielen lässt.

Vor dem Spiel galt Schalke als ambitionierter Anwärter auf eine erneute Champions-League-Qualifikation, Dortmund als Abstiegskandidat. Nach diesem Derby sind die schwarz-gelben Perspektiven neue. „Bis dahin ist es noch ein weiter Weg, aber wenn die oben schwächeln, dann sind wir da“, sagte Reus, der beim 3:0 (86.) von Wellenreuthers Slapstick-Einlage profitierte, auf die Frage nach einer möglichen Qualifikation für den Europapokal. Möglich scheint plötzlich vieles für Dortmund – auch Platz vier, der zur Teilnahme an den Qualifikationsspielen zur Champions League berechtigt. Den belegt derzeit Leverkusen, das acht Punkte vor dem BVB liegt. Während Klopp mahnt, seine Mannschaft liege trotz vier Siegen in Folge lediglich fünf Punkte vor den Abstiegsplätzen, träumen die Fans von einer Aufholjagd. Und wer würde sich dafür besser eignen als Batman und Robin?