Smart suchen nach der Phone-Werkstatt

HANDYS Gute von schlechten Reparaturanbietern zu unterscheiden ist nicht einfach. Da sollen Vergleichsportale im Internet helfen

„Die Reparaturanfragen zu Smartphone-Displays haben sich explosionsartig entwickelt“

SEITENBETREIBER SEBASTIAN BRIXNER

VON SVENJA BERGT

BERLIN taz | Smartphone heruntergefallen, Display gesplittert, Werkstatt gesucht. Was nach einem simplen Plan klingt, stellt sich in der Praxis oft als kompliziert heraus. In größeren Städten eröffnet alle paar Wochen irgendwo ein neuer Laden, in ländlichen Regionen gibt es dafür mitunter gar keine. Und selbst wer einen Laden um die Ecke hat: Kunden berichten immer wieder von zweifelhaften Angeboten. Von großen Unterschieden zwischen dem erst genannten und später verlangten Preis oder davon, dass eine Werkstatt die PIN zum Telefon haben will, obwohl es lediglich um den Austausch des Displays geht. „Für Kunden ist es auf den ersten Blick nicht einfach zu erkennen, ob ein Anbieter seriös ist“, sagt Corinna Reisewitz von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen.

Abhilfe schaffen sollen hier Vergleichsportale. Ähnlich wie bei der Suche nach Hotels zeigen sie Kunden einerseits die Preise für die gewünschte Reparatur an, andererseits Bewertungen von Kunden, die bereits Erfahrungen mit der Werkstatt gemacht haben. So sollen Neukunden besser einschätzen können, ob sie einem Anbieter ihr Gerät anvertrauen wollen oder nicht.

Sebastian Brixner betreibt das älteste Vergleichsportal für Handyreparaturen auf dem deutschen Markt. Seit Dezember 2011 ist die Seite reparaturvergleich.de im Netz und hat nach eigenen Angaben mittlerweile eine dreistellige Zahl an Werkstätten in der Datenbank. Die Nachfrage steigt laut Brixner stark – vor allem weil die Zahl der Smartphones stetig zunimmt. Und die haben – im Vergleich zu den alten, eher robusten Handys – eine ganz besondere Schwachstelle: das großflächige Display. „Die Reparaturanfragen dazu haben sich explosionsartig entwickelt“, sagt Brixner.

Auch beim Portal handyreparaturvergleich.de, dessen Geschäftsführer Olaf Meyer Statistiken zu den Schäden veröffentlicht, sind Displayschäden in der Regel ganz vorne. Bis zu zehn Werkstätten, die Geräte per Post entgegennehmen, hat Meyer im Preisvergleich, abhängig vom beschädigten Handymodell. Eine andere Strategie verfolgen die Betreiber von kaputt.de: Sie vergleichen auch die Preise von Werkstätten um die Ecke – bislang allerdings nur 15 Anbieter in der Region Berlin/Potsdam. Ab dem kommenden Monat soll das vom Bundeswirtschaftsministerium geförderte Portal auch Werkstätten in anderen Regionen enthalten. Parallel bekommen Suchende Preise für eine Selbstreparatur angezeigt, sowie die Kosten eines Gebraucht- oder Neugerätes.

Meyers Portal ist für die Werkstätten kostenpflichtig. Wie es sich genau finanziert, will der Geschäftsführer nicht verraten, branchenüblich sind jedoch Provisionen, die Anbieter nach einer erfolgreichen Vermittlung zahlen. Kaputt.de ist für Anbieter noch kostenlos – Geld kommt herein, wenn Nutzer sich etwa zu Amazon oder iDoc weiterklicken und dort Reparaturzubehör kaufen. Doch auch hier werden Werkstätten im Laufe der Zeit zahlen müssen, geplant ist ein monatlicher Beitrag. Brixner betreibt sein Portal dagegen privat – Provisionen oder Ähnliches flössen von keiner Seite.

Corinna Reisewitz von der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen rät Kunden wenn möglich zur Werkstatt vor Ort statt zum Einschicken des Geräts. Dort sei man im direkten Kontakt zu den Mitarbeitern, könne deren Kompetenz einschätzen und auch direkt nachfragen, ob die Werkstatt das Gerät womöglich nur weiterschickt – dann sind die Kosten nämlich schwer vorhersehbar. Wer sich kein Bild vor Ort machen kann, für den könne ein Vergleichsportal hilfreich sein, sagt Reisewitz, allerdings mit etwas Vorsicht: „Man muss zum Beispiel darauf achten, dass die Bewertungen nicht immer echt sein müssen.“ Auch gelte es, sich die Reihenfolge der Suchergebnisse genau anzuschauen: Steht der günstigste Anbieter oben? Der am besten bewertete? Oder womöglich – ein häufiges Problem etwa bei Hotelbuchungsportalen – der, der am meisten Provision zahlt?

Moritz Zyrewitz von kaputt.de denkt derweil schon an die nächsten Geräte, für die Verbraucher einen Reparaturvergleich brauchen könnten. Waschmaschinen. Kaffeeautomaten. Fahrräder. Kaputt gehen sie alle.