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DIE WERBEPAUSEKüssen verboten

In der Werbung wird viel geküsst. Frauen küssen Kinder, Männer küssen Frauen, Großmütter küssen Enkel, und manchmal pressen die Protagonisten ihre Lippen auch an Produkte, die als besonders kuss- und damit kaufwürdig erscheinen sollen. Die Nahrungsmittelindustrie hat sogar einige Süßigkeiten erfunden, bei denen der Kuss schon im Namen steckt.

Insofern kann sich der italienische Kleidungskonzern Benetton mit seiner aktuellen Werbekampagne durchaus auf eine solide Kusstradition berufen. Auf den Plakaten der Firma küssen sich dank Fotomontage allerdings Personen, die sich sonst nicht so nahe kommen: Beim Lippenkontakt sieht man da Angela Merkel und Nicolas Sarkozy, Palästinenserpräsident Mahmud Abbas und Israels Premierminister Benjamin Netanjahu – und auch Papst Benedikt XVI. und den ägyptische Imam Ahmed al-Tajjib. „Unhate“ steht darüber, also in etwa „Beendet den Hass“.

Solch irdischen Anliegen will der Vatikan aber nicht dienen: Der Kirchenstaat forderte einen Veröffentlichungsstopp des Motivs. Benetton wies zwar auf die „konstruktive Provokation“ der Abbildung hin, zog sie wegen des drohenden Rechtsstreits aber zurück.

Was heute als Aufreger gilt, war vor Kurzem noch normal: Das Bild vom Bruderkuss zwischen DDR-Staatschef Erich Honecker und seinem russischen Gegenpart Leonid Breschnew ist weltberühmt. War der Sozialismus doch das fortschrittlichere System – aus Sicht des Männerkusses? DRÖ

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