Die große Sorge des Rudy Giuliani

Gegen Bernard B. Kerik, einst gefeierter New Yorker Polizeichef und Vertrauter des damaligen Bürgermeisters und heutigen Präsidentschaftsbewerbers Rudy Giuliani, wird Anklage erhoben FOTO: AP

Bernard B. Kerik (52) ist eine Zeitbombe, zumindest für den Vielversprechendsten unter den republikanischen Präsidentschaftskandidaten, Rudy Giuliani. Eine Jury hatte sich am Donnerstag dafür ausgesprochen, am Freitag eine versiegelte Anklageschrift gegen Kerik dem New Yorker Gericht zu überreichen. Kerik war vor einem Jahrzehnt zunächst Giulianis Fahrer, dann Partner und Polizeichef gewesen und schließlich sogar Giulianis Vorschlag für den Ministerposten der Heimatschutzbehörde. In der Anklageschrift soll es um Korruptionsfälle gehen, die aus der Zeit stammen, in der Kerik Berater des New Yorker Bürgermeisters Giuliani war.

Kerik hatte erst im Frühjahr einen juristischen Vergleich abgelehnt und erhielt daraufhin die Mitteilung, dass er wegen Vergehen wie Steuerhinterziehung, öffentlicher Korruption und der Weitergabe falscher Informationen hinsichtlich seiner Bewerbung für das Ministeramt angeklagt werden würde. Kerik soll in seiner Zeit als Polizeichef Geschenke angenommen haben, darunter eine Apartmentrenovierung einer Baufirma im Wert von 165.000 US-Dollar. Die Baufirma suchte Keriks Unterstützung gegen Vorwürfe, Kontakte zu organisierter Kriminalität zu haben, wegen derer sie von Giulianis Bürgermeisteramt von öffentlichen Ausschreibungen ausgeschlossen worden waren.

Keriks bevorstehende Nominierung zum Heimatschutzminister war im Dezember 2004 eilig zurückgezogen worden und blieb für US-Präsident George W. Bush und Giuliani eine peinliche Episode. Bereits damals waren Korruptionsvorwürfe gegen Kerik laut geworden. Für Giuliani, dem derzeit Führenden im Rennen um die republikanische Präsidentschaftskandidatennominierung, kommt die Anklage seines ehemaligen Partners denkbar ungünstig – stellt er doch im Kampf um die Vorwahlen vor allem seine Gesetzestreue und seinen unermüdlichen Kampf gegen die Korruption in den Vordergrund.

Der Multimillionär Kerik ist eine schillernde Figur. Aufgewachsen ist er in einer zerrütteten Familie in Paterson, New Jersey. Seine Mutter, Alkoholikerin und Prostituierte, wurde ermordet, als Kerik neun war – so hat er selbst es in einem autobiografischen Buch aufgeschrieben. Er bricht die Schule ab, schlägt sich mit Sicherheitsjobs durch, wird Polizist. Ende der 80er-Jahre meldet er Bankrott an. Dann kommt er mit Bürgermeister Giuliani in Kontakt, für Kerik eine Kehrwende. Kerik ist mitverantwortlich für einige spektakuläre Erfolge der New Yorker Polizei. Nach den Attacken vom 11. September 2001 wird er wegen seines unermüdlichen Einsatzes landesweit gelobt.ADRIENNE WOLTERSDORF