Windkanal droht Winterschlaf

DENKMAL Ohne Spenden kommt der Windkanal des Flugzeugpioniers Henrich Focke nicht durch den Winter. Es fehlen 3.000 Euro für Heizung und Betrieb

■ 1924 begann der Luftfahrtingenieur Henrich Focke in Bremen mit der Focke-Wulf-Flugzeugbau AG, dem heutigen Airbus-Werk, das Motorflugzeug „A 16“ zu bauen.

■ Von 1963 bis zu seinem Tod 1979 experimentierte er in seinem privaten Windkanal in einem Hinterhof in Bahnhofsnähe an der Aerodynamik von Hubschraubern.

■ 2003 restaurierte der Ingenieur Kai Steffen den Kanal, sammelte innerhalb eines halben Jahres 250.000 Euro an Spenden.

■ 2005 erhielt Steffen dafür den Deutschen Preis für Denkmalschutz.

Holzwürmer, Schimmel und Feuchtigkeit hätten den alten Windkanal des Bremer Flugzeugpioniers Henrich Focke fast zerstört. Nun könnte der Kanal erneut verrotten: Der Förderverein hat kein Geld, um im Winter die Heizung zu bezahlen. Focke hatte in der Werkstatt in der Nähe des Hauptbahnhofs von 1963 bis 1979 aerodynamisch experimentiert. 2003 restaurierte der Ingenieur Kai Steffen den Kanal und gründete einen Verein zu dessen Erhalt. Wegen eines Streits mit der Erbin des Kulturdenkmals fehlen nun die Einnahmen. Einen Winter ohne Heizung würde der Kanal nicht unbeschadet überstehen: Er ist komplett aus Holz, bei Kälte und Feuchtigkeit würde sich das verziehen und schimmeln.

„Wir brauchen sofort 3.000 Euro“, sagte Kai Steffen, „und um den Betrieb aufrecht zu erhalten jeden Monat 400 Euro“. In der Tür zur Werkstatt seien Holzwürmer, die bekämpft werden müssten, die Sicherheitstechnik müsse gewartet und vor allem die Heizung repariert werden. Mit der Aktion „20 mal 20 Euro“ will der Verein regelmäßige SpenderInnen werben, um Wasser, Gas und Strom zu bezahlen. Dieser Aufruf komme so spät, weil der Verein noch bis vor ein paar Tagen gehofft habe, dass Verhandlungen mit der Erbin, Fockes Tochter Sigrid Hopf, eine Lösung brächten. Doch ein Gespräch in Bremen verlief ergebnislos. Hopf habe noch keinen einzigen Euro in das Denkmal gesteckt, sagte Steffen. „Selbst wenn wir genug Spender finden, kann die Substanz des Gebäudes nicht dauerhaft erhalten bleiben.“ Dazu müsse die Erbin ihren Verpflichtungen als Eigentümerin nachkommen. Sigrid Hopf wollte sich auf Nachfrage der taz nicht äußern.

Bislang hatte der Verein Einnahmen durch Spenden bei Führungen und vor allem durch Messaufträge der Industrie: Die Restauration war so gut gelungen, dass unter anderem Windkraft-Firmen Modelle aerodynamisch testeten. Der TÜV zertifizierte den Kanal sogar für Eichmessungen, als einen der wenigen in Deutschland. Doch mit den lukrativen Aufträgen entbrannte ein Streit, die Erbin und ihre Anwältin wollen eine Stiftung gründen, der Verein sollte sich auflösen. „Seit Herbst 2010 müssen wir jede Führung und jeden Messauftrag von Frau Hopf genehmigen lassen“, so Steffen. „Wir bekommen aber keine Antwort.“ Drei Führungen sind seit langem für den Winter geplant, die Termine würden eingehalten. „Wir hoffen, dass die Leute keine warme Kleidung mitbringen müssen“, sagte Steffen. jpb

www.focke-windkanal.de