Bastian Reinhardt, sanfter Hüne
: Ein Mann steht seine Null

BASTIAN REINHARDT, fast 32, wechselte vor vier Jahren für 250.000 Euro von Arminia Bielefeld zum HSV. FOTO: DPA

Es ist wohl das Schicksal eines ruhigen Riesen. Bastian Reinhardt ist groß, fast schon mertesackergroß. Trotzdem ist der Hamburger der wohl am meisten unterschätzte Innenverteidiger der Bundesliga. Schon in der verkorksten Vorsaison ein Leistungsträger des HSV, ist er nun über sich hinaus gewachsen. Seine große Stärke dabei: das Kopfballspiel. Defensiv immer. Und offensiv: immer öfter.

Vergangene Woche hatte er die Gäste aus Berlin in van Buyten-Manier punktlos nach Hause gewuchtet und Nationalverteidiger Friedrich im Luftduell zum staunenden Erdnuckel degradiert. Und auch auf Schalke hätte er fast das Siegtor erzielt. In der Seuchen-Hinrunde 2006 hatte Reinhardt noch Siegtore für den Gegner geköpft. Vergessen. Der Erfolgs-Reinhardt ist hinten fehler- und vorne gnadenlos.

Dennoch steht der sanfte Hüne, der schon in seiner Jugend in Hamburg beim VfL 93 gespielt hat, im Schlagzeilenschatten der Mitspieler. Er ist eben viel zu bescheiden für die Rolle des Stars. Dafür füllte er seine Rolle in den letzten Wochen nahezu perfekt aus. Zusammen mit Nebenmann Mathijsen und Torhüter Rost bildete er Spieltag für Spieltag das Bermuda-Dreieck für die gegnerischen Angriffsbemühungen.

Deswegen kann Reinhardt auch gelassen betrachten, dass der HSV offenbar den brasilianischen Innenverteidiger Thiago Silva holen will. Wer wurde nicht schon alles für seinen Posten geholt – van Buyten, Boulahrouz, Kompany. Am Ende spielte fast immer Reinhardt.

Ein Mann steht seine Null, und vorne macht es leise bum. Selbst seine Tore scheint Reinhardt mit Schalldämpfer zu schießen. Sein Ex-Trainer Thomas Doll hatte trotzdem einmal versucht, ihn in die Nationalelf zu loben. Als Reinhardt selbst etwas dazu sagen sollte, war er längst verschwunden. Ganz leise. LUCAS VOGELSANG

Spielbericht SEITE 18