Alles Gute kommt von Süden

Der FC St. Pauli setzt sich mit einem glanzlosen 2 : 0-Heimsieg gegen den FC Augsburg von der Abstiegszone ab. Joy und Brunnemann erzielen die Treffer. Rechtzeitig zur Präsidenten-Neuwahl wurde die neue Südtribüne eingeweiht

Das Drehbuch war perfekt: Strahlender Sonnenschein, der erste Bauabschnitt des seit über 20 Jahren geplanten neuen Stadions fertig, und ein Ergebnis nach Maß. Mit 2 : 0 (1 : 0) besiegte der FC St. Pauli am Sonntag den Abstiegskandidaten FC Augsburg und rückte damit ins gesicherte Zweitliga-Mittelfeld auf. Eine Woche vor der Jahreshauptversammlung des Kiez-Clubs kann sich Vereinspräsident Corny Littmann mit solchen Vorgaben seiner Wiederwahl fast sicher sein.

Am ausverkauften Millerntor, in dem 1.500 Fans stimmgewaltig die Stehplatz-Traversen der neuen Südtribüne einweihten, genügten den Hamburgern zwei gute Aktionen zum Sprung auf Platz zehn der Tabelle. In der 17. Minute schlug Mittelfeldmotor Fabian Boll einen millimetergenauen 25-Meter-Pass auf den Fuß seines Abwehrkollegen Ian Ioy. Der Außenverteidiger, der sich in den gegnerischen Strafraum gemogelt hatte, verwandelte den Ball per Direktabnahme und nutzte so die erste Chance seines Teams zu einem Treffer der Marke „Tor des Monats“.

In der 55. Minute stellte der 60 Sekunden zuvor eingewechselte Björn Brunnemann den Endstand her. Zum ersten Mal am Ball, zog Brunnemann aus 30 Metern einfach mal ab. Der nicht besonders scharf geschossene Ball schlug zur großen Verwunderung der Zuschauer, vorbei an dem reaktionslos verharrenden Augsburger Keeper Sven Neuhaus, direkt neben dem Pfosten in den Maschen ein.

Nach den Toren überließen die Hamburger den bayerischen Gästen weitgehend die Initiative. Besonders in der Viertelstunde vor dem Halbzeitpfiff drängten die Augsburger die Heimmannschaft in den eigenen Strafraum zurück und wurden durch eine Reihe von Freistößen, Eckbällen und Flanken brandgefährlich. Der Hamburger Abwehrchef Fabio Morena konnte einen Schuss von Mourad Hdiouad aus kurzer Distanz gerade noch von der Torlinie kratzen (37.), bevor vier Minuten später der Augsburger Mamadou Diabang freistehend vor Torhüter Patrick Borger den Ball auf die neue Tribüne zimmerte. Sieben Minuten nach dem Wiederanpfiff zielte Diabang besser, doch diesmal war Borger zur Stelle.

Nach dem 2 : 0 stellte St. Pauli sein Offensivbemühungen ein und hatte Glück, dass Borger einen Schuss von Hiouad mit einem Reflex noch über die Latte lenken konnte. Obwohl die Augsburger während des Spiels doppelt so viele Torschüsse abfeuerten wie die Kiez-Kicker, gelang ihnen kein weiterer Treffer.

Die Hamburger, die bei einer Niederlage mit den Augsburgern den Platz im Tabellenkeller getauscht hätten, trennen nach dem Sieg komfortable sechs Punkte von der Abstiegszone. Fabio Morena sprach deshalb von einem „big point“. Das Team sei „eindeutig besser“ als der bisherige Tabellenplatz. Nach der Leistung gegen Augsburg stellt sich dieses Verhältnis allerdings eher umgekehrt dar. MARCO CARINI