Naturschützer gegen Klimadreck

Bundeskongress des Naturschutzbundes Nabu fordert, keine Kohlekraftwerke zu bauen. Verbandstag in Hamburg beschließt Resolutionen gegen weitere Vertiefung von Elbe und Weser sowie gegen den Bau einer Fehmarnbelt-Brücke

Gegen den „Klimadreck“ haben am Samstag in Hamburg die gut 200 Delegierten des Naturschutzbundes Deutschland (Nabu) aus allen 16 Bundesländern demonstriert. Sie forderten die vier großen Energiekonzerne auf, keine Kohlekraftwerke zu bauen und stärker in erneuerbare Energien zu investieren. Der Protestmarsch durch die Hamburger Innenstadt zum Vattenfall-Kundenzentrum auf dem Gerhart-Hauptmann-Platz war der Auftakt zu einem zweitägigen Bundeskongress des Nabu in der Hansestadt. Der Nabu ist mit fast 420.000 Mitgliedern der größte Umweltverband Deutschlands.

„Die Klimaschutzziele der Bundesregierung wären so nicht mehr zu erreichen“, begründete Nabu-Präsident Olaf Tschimpke in einem Pressegespräch die Aktion. Der 51-jährige Geograph, der den Verband seit 2003 leitet, wurde gestern mit großer Mehrheit für weitere zwei Jahre als Vorsitzender bestätigt. Zuvor hatte er 18 Jahre lang den Nabu in Niedersachsen geleitet.

In Deutschland sind derzeit 24 Kohlekraftwerke geplant, die rund 200 Millionen Tonnen Kohlendioxid jährlich ausstoßen würden. Mit dem Bau würde „der CO2-Ausstoß für die nächsten vier Jahrzehnte fixiert“, kritisierte Tschimpke. Bei vielen der neuen Kraftwerke sei nicht einmal eine Kraft-Wärme-Kopplung vorgesehen. „Die Wärme wird gar nicht genutzt. Das ist Steinzeittechnologie“, befand der Nabu-Chef.

Das größte Kohlekraftwerk will Vattenfall in Hamburg-Moorburg errichten, kleinere Anlagen sind geplant in Kiel, Brunsbüttel, Stade und Wilhelmshaven. In Bremen hingegen wurde nach Amtsantritt der rot-grünen Koalition vor fünf Monaten ein solches Projekt beerdigt.

Die Anfang der Woche beschlossene Artenschutzstrategie der Bundesregierung sei zwar „ein wichtiger positiver Schritt“, lobte Tschimkpe. Einige Bundesländer hätten jedoch ein „riesiges Vollzugsdefizit“. Im Norden würde vor allem Niedersachsen sich konsequentem Naturschutz verweigern. Jeder weitere Verlust an Mooren und Feuchtgebieten jedoch wäre „eine Katastrophe“, sagte der Nabu-Präsident.

In drei Resolutionen forderte der Nabu-Bundeskongress zudem ein nationales Hafenkonzept statt der erneuten Vertiefung von Elbe und Weser. Seehunde, Robben und Schweinswale in Nord- und Ostsee müssten besser geschützt und eine feste Brücke über den Fehmarnbelt zwischen Deutschland und Dänemark dürfe nicht gebaut werden. SVEN-MICHAEL VEIT