kabinenpredigt
: Flache Botschaft

Alba geht in die Offensive. Unter dem Leitspruch „Dein Leben ist zu kurz für langweilig“ hat der Berliner Basketballerstligist 2.000 Plakate in der Stadt anbringen lassen. Dabei hat man dem Besuch eines Alba-Spiels „deutlich weniger mitreißende Freizeitaktivitäten“ gegenübergestellt, wie es in einer Pressemitteilung des Clubs heißt.

„Alba vs. null zu null nach 90 Minuten“ lautet etwa der Frontalangriff gegen „König Fußball“. Vernunftbetonte Menschen werden gegen diesen Äpfel-Birnen-Vergleich einwenden: Das ist wie bei Kindern, die nach Weihnachten Bilanz ziehen: „Mein Flugzeug ist viel besser als dein Auto.“ Aber so einfältig ist Albas Kampagne nicht.

Man stelle sich einmal vor, der Club hätte seine Werbebotschaft Anfang Oktober nach der schauderlichen Nullrunde von Hertha versus Cottbus über die Anzeigetafel des Olympiastadions einblenden lassen. Viele der dauergefrusteten Anhänger wären wahrscheinlich allein aus Protestbegierde sofort zu Alba in die Schmelinghalle gepilgert. Der Sport lebt von Emotionen. Warum also nicht provozieren? Es bietet sich doch geradezu an, Herthas gelegentliche Reklame gegen den Fußball zu nutzen. Dessen Popularität wird Alba sowieso nicht ernsthaft ins Wanken bringen. Das weiß der Club und erklärt deshalb, dass man sich zu dieser Aktion ein Augenzwinkern dazudenken muss.

Hinter dem unumstrittenen Branchenführer Fußball wird schon etwas ernsthafter um die Gunst des Publikums und der Sponsoren gefochten. Der Manager des Handballclubs Füchse Berlin wird nicht müde, eine wissenschaftliche Studie zu zitieren, nach der Handball die zweitbeliebteste Sportart in Deutschland sei. Bob Hanning weiß, warum er das nötig hat. Ihm gefällt es gar nicht, dass der Handball in der Stadt seit Ewigkeiten im Schatten des Basketballs steht.

Die Eishockeygemeinde gibt sich mit solchen Kinkerlitzchen nicht ab. Bei den Eisbären schaut man nicht über den Tellerrand. Die vereinseigene Parole lautet: „Die Welt ist eine Scheibe“. JOHANNES KOPP