die anderen über die beunruhigende lage in pakistan
:

Der Mailänder Corriere della Sera schreibt zur pakistanischen Oppositionsführerin Benazir Bhutto: Staats- und Armeechef Pervez Musharraf steht mit dem Rücken zur Wand. Wenn er Benazir Bhutto nicht stoppt, dann macht sie gegen den in Pakistan verhängten Ausnahmezustand mobil und ruft zu Protesten auf mit dem Ziel, ihre Rolle als Oppositionsführerin zu stärken. Sollte er sie aber unter Hausarrest stellen, wie dies bereits am Freitag der Fall war, um die Kundgebung in Rawalpindi zu verhindern, dann wird sie zur Heldin und Märtyrerin der Demokratie, und dies in der gesamten Welt. Sie erhielte so das gewünschte Ergebnis, verstärkt durch die Beachtung der Medien.

Die Turiner Zeitung La Stampa meint dazu: Auf einmal ist es nicht mehr der Iran, der Angst macht, sondern Pakistan – dieses von einem General, Pervez Musharraf, beherrschte Land. Um an der Macht zu bleiben, hat er in den vergangenen zehn Jahren zwei Staatsstreiche angezettelt. Islamabad macht Angst, weil es die Atombombe besitzt, weil es in einem Konflikt mit der Nuklearmacht Indien ist und weil der Terrorismus hier wächst und Selbstmordattentäter exportiert.

Le Journal du Dimanche aus Paris kommentiert: Pakistan beunruhigt Washington. Dort hatte man doppelt auf Musharraf gesetzt: erstens bei der Bekämpfung des islamischen Extremismus, zweitens als Modell für den demokratischen Prozess auf islamischem Boden. Es gab sogar einen Plan: Musharraf sollte als Präsident bestätigt werden, nachdem er „eine Uniform abgelegt“ hatte. Und er sollte einen aus demokratischen Wahlen hervorgegangenen Ministerpräsidenten zur Seite bekommen. Dieses schöne Gedankengebäude hat der Präsident eingerissen, indem er sich gegen Bhutto wandte. Er spielt lieber wieder „ich oder das Chaos“ mit seinen „amerikanischen Freunden“. Und die laufen Gefahr, beides zu bekommen.

Der Tages-Anzeiger aus Zürich meint: Bei aller Empörung über das autokratische Gebaren von Pervez Musharraf – in Pakistan gibt es, nüchtern betrachtet, zurzeit keine Alternative zum Machthaber, der noch immer abwechselnd im präsidialen Anzug und in der Uniform des Armeechefs auftritt. Das mag erklären, warum die Demonstrationen gegen sein Regime nach der Verhängung des Ausnahmezustandes bisher erstaunlich klein waren. Das erklärt wohl auch, warum die ausländischen Alliierten, allen voran die Vereinigten Staaten, zwar auf ihn einredeten, ihm gleichzeitig aber auch den Rücken stärkten.