KURZKRITIK: JAN ZIER ÜBER „MEDEA“
: Komprimierter Klassiker

Ein bisschen Amphitheaterflair, eine Wand aus Liebesschlössern – in der Regie von Alexander Riemenschneider ist Euripides’ „Medea“ am Theater Bremen sehr minimalistisch. Nicht nur optisch. Das antike Stück zu modernisieren, womöglich sogar radikal – das ist seine seine Sache nicht. Und hier fließt weder Blut noch gibt’s Sex and Crime auf der Bühne zu sehen. Hier wirkt vor allem der klassische Text.

Der aber kommt wohltuend komprimiert und fokussiert daher – dabei ist die Sage eine einigermaßen komplizierte Story. Hier geht es nur um ihr Ende: Die manipulative Medea (sehr gut: Betty Freudenberg), die für die Liebe zu dem Karrieristen Jason (nicht durchweg überzeugend: Robin Sondermann) ihre eigene Familie verraten hat, wird von diesem für eine andere Frau, eine Königstochter, verlassen. Dafür rächt sie sich: Am Ende wird sie nicht nur die Nebenbuhlerin und deren Vater, den König, umgebracht haben, sondern auch ihre beiden eigenen Söhne. Der Verlauf der Geschichte ist dabei das, was man heute „alternativlos“ nennt. Irgendwie muss es so enden.

Es ist eine Studie über Liebe, Rache und traditionelle Beziehungskonventionen, und, wenn man so will, über den Terror und die Zivilgesellschaft. Keine herausragende – aber: eine gute Inszenierung.

Wieder am 5. März, 20 Uhr