Schura nimmt Schiiten auf

ISLAM Das Landesverband der Muslime hat sechs schiitische Gemeinden aufgenommen. Nun will er sich für den Ausbau des islamischen Religionsunterrichts einsetzen

Der stark sunnitisch geprägte Landesverband der Muslime in Niedersachsen, „Schura“, hat sich jetzt auch für die schiitische Minderheit geöffnet. Nach der Aufnahme von sechs schiitischen Gemeinden seien nun beide Glaubensrichtungen vertreten, teilte der Landesverband nach seiner Jahreshauptversammlung am Dienstag in Hannover mit. Den Angaben zufolge gehören etwa 15 Prozent der Muslime der schiitischen Glaubensrichtung an.

Für das laufende Jahr wolle der Verband sich unter anderem dem Ausbau des islamischen Religionsunterrichts an Schulen widmen, sagte ein Sprecher. So sollten die Mitgliedervereine Abiturienten ermutigen, ein Lehramtsstudium aufzunehmen, in dessen Fächerkombination auch der Islam vertreten ist. Landesweit gebe es großes Interesse am Islamunterricht, leider fehlten aber immer noch qualifizierte Lehrer.

Nach einem zehnjährigen Modellversuch wird islamische Religion seit 2013 als Regelfach an Grundschulen und seit dem laufenden Schuljahr auch an weiterführenden Schulen unterrichtet. Dabei wird das Angebot der Nachfrage entsprechend schrittweise ausgebaut. Derzeit gibt es nach Auskunft des Kultusministeriums vom Dienstag 32 islamische Religionslehrer, die an 55 niedersächsischen Schulen fast 2.400 Schülerinnen und Schüler der Jahrgänge 1 bis 5 unterrichten. 2.200 davon sind Grundschüler.

Als ein Hemmnis bei der Anwerbung von Religionslehrerinnen hatten die Muslime das Kopftuchverbot an den Schulen ausgemacht. Nach den geltenden Regeln dürfen Lehrerinnen das Kopftuch zwar im Islamunterricht, nicht in anderen Fächern oder im Schulgebäude tragen. Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) hatte eine flexible Regelung im Rahmen des angestrebten Staatsvertrags mit den Muslimen in Aussicht gestellt.

Der Landesverband „Schura“ besteht seit 2002. Er ging aus dem „Arbeitskreis Islamischer Religionsunterricht“ hervor. Heute sind in dem Verband nach eigenen Angaben mehr als 60 muslimische Organisationen aus allen Teilen Niedersachsens vertreten.  (epd/dpa)