DIE GESELLSCHAFTSKRITIK
: Zickenzoff

Was sagt uns das? Ist Prostitution ein Beruf wie jeder andere? „Emma“ sagt Nein. Der Frauenrat sagt Ja. Und jetzt geht es öffentlich zur Sache

Früher sei der Juristinnenbund „Speerspitze der Gleichberechtigung“ gewesen. Heute plädiere er für Bordelle in Wohngebieten. Das finden Feministin Alice Schwarzer und ihre Zeitschrift Emma gar nicht lustig. Schwarzer ist strenge Prostitutionsgegnerin und erhebt in der aktuellen Emma-Ausgabe schwere Vorwürfe gegen den Frauenrat, die Dachorganisation aller Frauenorganisationen in Deutschland. Dazu gehört auch der Juristinnenbund.

Der Frauenrat erzeuge alle Nase lang Pressemitteilungen zur Prostitution, so der namentlich nicht gekennzeichnete Emma-Text. Außerdem habe die Lobbyorganisation, der bundesweit mehr als 50 Frauenverbände und Frauengruppen angehören, eine „Argumentationshilfe“ zur Prostitution herausgegeben. Darüber hinaus werde die „Pro-Prostitutions-Kampagne der Damen“ mit Steuergeldern finanziert, weil wiederum der Frauenrat vom Bundesfrauenministerium finanziert werde.

Der Frauenrat kann damit leben, dass Leute anders denken als seine Mitglieder und die Menschen, die dahinterstehen. Aber dass er nun der Falschaussage beschuldigt wird, das geht dann doch zu weit, teilt er in einer Presseerklärung mit.

Ist das neuer Zickenzoff? Ausgetragen auf dem Rücken von migrantischen Frauen, die durch Menschenschmuggler nach Deutschland kommen und zur Prostitution gezwungen werden? Emma argumentiert gern damit, dass im Sexgeschäft alle Frauen Opfer sind. Dass es Opfer gibt, tatsächlich auch Opfer von Menschenhändlern, stellt der Frauenrat gar nicht infrage. Aber das ist ein einseitiges Bild, findet der Frauenrat. Er plädiert eher dafür, die Bedingungen im Sexgewerbe so zu gestalten, dass es keine Opfer, keine Kriminalität und keine Repressionen gibt.

Prostituierte ist kein Beruf wie jeder andere. Das weiß auch der Frauenrat. Aber das will Emma nicht durchgehen lassen.

SIMONE SCHMOLLACK