Damals auf hoher See

Klimaforschung: Deutscher Wetterdienst will Daten aus über 37.000 alten Schiffsjournalen sichern und auswerten

Ein wahrer Schatz mit Daten zum Weltklima lagert bislang weitgehend unbearbeitet beim Deutschen Wetterdienst in Hamburg. Mehr als 37.000 historische Schiffstagebücher von Seglern und Dampfschiffen würden dort aufbewahrt und warteten auf Auswertung, sagte DWD-Vorstandsmitglied Wilfried Thommes beim Jahresempfang des DWD im südhessischen Langen. In den Journalen seien maritime Mess- und Beobachtungsdaten von allen Weltmeeren gesammelt. Die Angaben reichten bis weit in die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück.

Mit dem Projekt „HISTOR“ will der DWD die Daten elektronisch sichern. Ein wesentlicher Teil des Bestandes sei noch nicht bearbeitet, sagte Thommes. Die Zeit dränge, denn der Zustand der Unterlagen verschlechtere sich. „Die Klimaforschung ist auf dieses einmalige Datenmaterial angewiesen.“ Es sei geplant, die Originalunterlagen digital zu fotografieren, um sie optisch zu sichern. Die Auswertung erfordert außer meteorologischen Kenntnissen auch ganz andere Fertigkeiten: Viele Kapitäne haben ihre Beobachtungen über Wind, Temperatur, Gewitter oder Hurrikane auf See in Sütterlin-Schrift festgehalten.

Heute liefern rund 800 Handelsschiffe deutscher Reedereien ihre Wetterbeobachtungen von den Ozeanen an den DWD. Jedes Jahr funken sie 280.000 Wettermeldungen. Einige Schiffe haben vollautomatische Wetterstationen an Bord. Sie übermitteln Wasser- und Lufttemperatur, Windrichtung und -stärke. Diese Daten gehen per Funk an den nächsten Wettersatelliten, der sie an die Offenbacher Zentrale des DWD weiterleitet. dpa