Es beginnt mit Wortfindungsschwierigkeiten, dann fällt Alice plötzlich beim Kochen ein altes Rezept nicht mehr ein. Der neuen Freundin des Sohnes stellt sie sich zweimal vor, sie findet das Haarshampoo im Kühlschrank. Der Arzt bestätigt kurz darauf nur, was der Zuschauer schon weiß … „Ich wünschte, ich hätte Krebs“, sagt Alice an einer Stelle in „Still Alice“ von Richard Glatzer und Wash Westmoreland. Alzheimer – diese Diagnose bekommt Alice – hat als existenzbedrohendes Schreckgespenst Krebs, den „Kaiser aller Krankheiten“ (Siddhartha Mukherjee) abgelöst. Trotz der fast schon narzisstischen Blindheit fürs Soziale spricht für die Verfilmung des gleichnamigen Romans der Neurowissenschaftlerin Lisa Genova, dass er das große Pathos vermeidet und seine angeschlagene Heldin nicht zum Sprachrohr putziger letzter Weisheiten macht. Stattdessen versteht sich „Still Alice“ (und das mittlerweile oscarprämierte Schauspiel von Julianne Moore) als künstlerisches Einfühlen in die Katastrophe des Ich-Verlusts. Und es gibt hier und heute keine größere Kränkung als den „Ich-Schwund“, als die Vorstellung, nicht mehr „Herr im eigenen Haus“ zu sein. In 15 Kinos