Zögerliche Investorensuche

In Delmenhorst lässt man sich bis 2008 Zeit, um einen Interessenten für das seit Jahren leer stehende „Hotel am Stadtpark“ zu finden. Während nun weltweit gesucht wird, laufen der verschuldeten Stadt die Kosten davon

Es wird auch weiterhin leer stehen, das ehemalige „Hotel am Stadtpark“ in Delmenhorst. Und zwar den ganzen Winter über. Fast genau ein Jahr ist mittlerweile vergangen, seit die Stadt es gekauft hat, für vermutlich 2,4 Millionen Euro. Sie wollte damit seinerzeit verhindern, dass der rechtsextreme Anwalt Jürgen Rieger (NPD) – der zuvor Interesse bekundet hatte – womöglich den Zuschlag erhält.

Ein neues Nutzungskonzept ist immer noch nicht in Sicht, und vor dem kommenden Frühjahr sind keine Investoren zu erwarten. Die Stadt Delmenhorst hat jetzt eine bereits seit September laufende, deutschlandweite Ausschreibung erweitert und wird nun acht Wochen lang weltweit nach Interessenten suchen. Es hätten sich bereits potenzielle Investoren aus dem Ausland gemeldet, sagt der Sprecher des Rathauses, Timo Frers. Die aber dürften nach bisherigem Ausschreibungs-Stand aus rein formellen Gründen den Zuschlag nicht erhalten. Wie viele potenzielle Käufer sich schon gemeldet haben, und was sie mit der zentral gelegenen Immobilie vorhaben – darüber schweigt sich die Stadt aus, mit Hinweis auf das laufende Verfahren.

Offiziell gehört das schon seit über zweieinhalb Jahren leer stehende ehemalige Drei-Sterne-Haus momentan der städtischen Gemeinnützigen Siedlungsgesellschaft (GSG). Deren Geschäftsführer Stefan Ludwig hat von dem neuen Ausschreibungsverfahren allerdings auch nur „aus der Zeitung“ erfahren. Knapp 100.000 Euro stellt die GSG der Stadt Delmenhorst allein in diesem Jahr in Rechnung, für die trotz Leerstands anfallenden Grundsteuern sowie allerlei Verwaltungs-, Handwerker- und Betriebskosten. Für das kommende Jahr hat die GSG weitere 65.000 Euro einkalkuliert. Hinzu kommen monatlich mehr als 9.000 Euro für Zins und Tilgung, die ebenfalls von der Stadt zu tragen sind, sowie weitere Kosten für die Pflege der Grünanlagen rund um das Haus.

Stadt-Sprecher Frers rechnet mit einer Verzögerung von zwei Monaten, die erweiterte Ausschreibung würde die 80.000 EinwohnerInnen zählende Stadt dann zusätzlich 30.000 Euro kosten. Doch die Zeitverzögerung ist knapp kalkuliert, selbst die GSG hat „keinerlei Vorstellung“, wie lange sie die Immobilie noch ihr Eigen nennen muss. Ehe der Stadtrat aber über die Nachnutzung entscheidet, soll eine Jury unter Vorsitz des Architektur-Professors Manfred Schomers eine Empfehlung aussprechen. Die Linke Alternative Delmenhorst fordert unterdessen, darüber hinaus auch noch eine weitere „Bürgerkonferenz“ einzuberufen – schließlich enthält die Kaufsumme Spenden aus der Bevölkerung von fast einer Million Euro. „Darüber ist noch nicht entscheiden“, sagt Frers.

Leisten kann sich die Stadt Delmenhorst die Verzögerung nicht: Der soeben vorgestellte Etatentwurf weist ein Defizit von mehr als 36 Millionen Euro aus. Den Plan, 2008 einen ausgeglichenen Haushalt vorzulegen, musste man längst aufgeben: Neuer Termin: 2011. mnz