soundtrack
:

Da alle bereits wissen, dass der Soundtrack für junge Leute in trüben Gegenden, kargen Landstrichen und desolaten Verfassungen auf alle Ewigkeit von den „Smiths“ und nur von den „Smiths“ repräsentiert wird, haben heutzutage musizierende Mitmenschen es manchmal schwer und die Musikpresse es immer leicht. Cats on Fire gehören zu jenen, die es schwer haben, denn sie kommen aus einer amtlich anerkannten trüben Ecke (Finnland), ihr Sänger berichtet in lakonischem Tonfall von irgendwie desolaten Verfassungen (Liebe, Probleme mit dem Leben) und die schreibende Zunft fühlt sich ein bisschen oder sehr stark an die „Smiths“ erinnert. Leider ist das je nach Sichtweise ein bisschen oder auch sehr falsch, denn die jungen Männer mögen zwar entfernt so aussehen wie die „Smiths“, stehen aber dann doch eher in der Tradition jener Britpop-Bands, die auf melancholische Verstimmungen weitgehend verzichten; unüberhörbar verweisen zudem die starken Beateinflüsse auf eine ganz andere Musiktradition aus England. Tut sicherlich niemandem weh, klingt aber trotzdem hübsch und ist auch heute Abend live mitreißend. Cats on Fire: Do, 15. 11., 20.30 Uhr, Prinzenbar Apropos wehtun. Weil das Hip-Hop-Genre zumindest in der öffentlichen Wahrnehmung auf jungmännliche Allmachtinszenierungen, in denen sich Unter- und Mittelklasse testosterongesättigt die Hände reichen, zusammengedampft ist, wird oft allzu schnell die Vielgestaltigkeit der Szene unter den Tisch gekehrt. Sollte man aber nicht tun, denn man verpasst sonst etwa die KünstlerInnen, die sich seit Mitte der 90er Jahre um das kalifornische Anticon-Label scharen. Anticon steht inhaltlich wahlweise für „Anti-Conventional“ und „Anti-Conformity“ und musikalisch für den Versuch, Grenzverschiebungen im Hip-Hop zu initiieren, mehr noch mit Hilfe dieser Grenzverschiebungen neue Stile zu entwickeln. Die in der Musik präsenten Einflüsse aus Elektronik, Indierock und Folk – siehe und höre etwa die mit Anticon verbundenenen prototypischen „Why?“ – legen entsprechend das Signet Hip-Hop nicht sehr nahe. Trotzdem hat man sich landläufig auf den Begriff Avantgarde-Rap geeinigt. Am Freitag besteht also Anlass zu Hoffnung, in diesem Fall präsentiert von Anticon-Mitbegründer Sole alias Tim Holland und den geistigen Verbündeten SkyRider und Bleubird. Sole, Skyrider, Bleubird: Fr, 16. 11., 22 Uhr, Hafenklang Auch aus der Abteilung „Erwartet nicht das Naheliegendste von mir“ stammt Amanda Rogers. „Yes“, so heißt es auf ihrer Homepage, „I am a girl on piano, but I assure you ... it’s not what you think.“ Man möchte das unbedingt als wohldosierten Dämpfer für all jene männlichen Mitmenschen lesen, die es „rührend“, „mutig“ und sonst was finden, wenn junge Frauen selbstverständliche Dinge unternehmen, wie etwa Musik zur Aufführung zu bringen. In gleichzeitiger Abgrenzung zu dem hier entstandenen Pseudo-Genre neigt die aus New York stammende 22-Jährige zudem dazu, ihre meist spärlich instrumentierten, sehr getragenen und oft dramatischen Stücke vor oder nach Punk- und Hardcore-Bands live vorzutragen. Das hat zweifelsohne Charme und eigene Qualität, wovon sich im vergangenen Jahr in der Astra-Stube eine Handvoll Leute überzeugen konnte. Nicht ganz überzeugen kann indes das etwas vollmundige Versprechen, solche schönen Stimmungen egal wo und egal mit wem erzeugen zu können. Ob das jedenfalls für die großen Hallen gilt, wird sich am Samstag zeigen. Ob sie tatsächlich gleich ein Orchester mitbringt, auch. Amanda Rogers: Sa, 16. 11., 20 Uhr, Uebel & Gefährlich NILS SCHUHMACHER