Mehr an NS-Zeit als an DDR erinnern

Zentralrat der Juden kritisiert Bundesregierung: Die Orte der Erinnerung an die Nazi-Zeit seien unterfinanziert, dabei seien sie dringlicher als Einheits- und DDR-Gedenkstätten

HAMBURG ap ■ Der Zentralrat der Juden in Deutschland wirft der Bundesregierung vor, sich nicht genug um den Erhalt der NS-Gedenkstätten zu kümmern. „Die Gedenkstätten des Nationalsozialismus leiden ja seit Jahren an Unterfinanzierung“, sagte der Ratsvizepräsident Salomon Korn laut einem Bericht der Zeit: „Wenn in Buchenwald 50 Prozent der angefragten Führungen wegen Personalmangels abgesagt werden, dann frage ich mich: Wo ist das Interesse des Bundes, Erinnerung wach zu halten und Aufklärung weiterzubetreiben?“

Korn sprach sich mit Blick auf die Diskussion über ein Denkmal für die deutsche Einheit sowie DDR-Gedenkstätten dafür aus, die Erinnerung an die NS-Zeit bevorzugt zu finanzieren: „Da die Zeitzeugen des Nationalsozialismus in Kürze abtreten, die der DDR hingegen noch lange leben werden, muss man jetzt Prioritäten setzen“, wird er zitiert. Für beides gleichzeitig sei offensichtlich nicht genug Geld da.

Das geplante Einheitsdenkmal solle sich laut Korn nicht auf das Jahr des Mauerfalls 1989 konzentrieren. Er verstehe zwar den Wunsch nach einem nationalen Denkmal für Einheit und Freiheit, „nur sollte man es nicht auf 1989 beschränken. Denn der Mauerfall hat seine Vorläufer in der Revolution von 1848, der Weimarer Verfassung von 1919 und dem Kriegsende 1945.“