„Babies in Ruhe lassen“

VORTRAG Eine Bewegungstherapeutin erklärt, wie Kinder in ihrer Entwicklung gefördert werden

■ 44, ist Heilpraktikerin und heilpädagogische Tanz- und Bewegungstherapeutin.

taz: Frau Vogelei, Sie sprechen heute darüber, „wie Babys selbständig in Bewegung kommen“. Muss man darüber etwas wissen? Schließlich bewegen die sich doch einfach irgendwann.

Marie Vogelei: Ja, das stimmt! Mir geht es deshalb darum, Eltern zu vermitteln, wie sie ihre Kinder in Ruhe lassen, damit sie ihre Erfahrungen in ihrem Tempo machen können.

Fällt Eltern das so schwer?

Mein Eindruck ist, dass auf Eltern ein Bildungsdruck lastet und ihre Kinder alles möglichst früh können sollen. Wenn dann das Kind mit zehn Monaten noch nicht krabbelt, werden Eltern unruhig und haben Angst, dass ihr Kind später in der Schule nicht mitkommen wird, weil es „jetzt schon“ hinter den anderen zurück ist. Das erlebe ich jedenfalls häufiger in meinen Kursen.

Sie bieten einen „Spiel- und Bewegungsraum“ schon für Babys an. Wäre es nicht besser, Eltern würden ihre Kinder einfach zu Hause bespielen?

Nicht unbedingt. Nach meiner Erfahrung fällt es vielen Erwachsenen schwer, einfach mal nichts zu tun. In den Kursen mache ich ein Angebot der Entschleunigung. Die Kinder bekommen wenige Gegenstände, die sie erforschen können, möglichst ohne unterbrochen zu werden.

Warum ist das wichtig?

Weil so der Prozess gestört wird, indem sie lernen, wie sie lernen.

Wie sollten sich Eltern verhalten, die das selbständige Bewegen fördern wollen?

Ich rate dazu, sich zurückzunehmen. Und bei jedem Impuls, das Kind hochzunehmen oder ihm etwas zu geben, kurz innezuhalten und sich zu fragen, ob das jetzt sinnvoll ist. Einem Baby, das lange auf dem Rücken liegt, hilft es nicht, wenn es ständig auf den Bauch gelegt wird, weil es dann keinen Anreiz mehr gibt, sich selbst zu drehen. INTERVIEW: EIB

19.30 Uhr, ZePP Bremen, Bahnhofsstraße 12 (€ 7,50; für Paare € 10)